Herr und Frau Wanderlich mussten letztens aus geschäftlichen Gründen in die kleine oststeirische Ortschaft Passail reisen. Warum nicht das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden und gleich ein entspanntes Urlaubswochenende daraus machen? Gesagt getan. Passail bildet mit fünf weiteren Gemeinden des Grazer Berglandes den 442 km² großen Naturpark Almenland, das weitläufigste Niedrigalm-Weidegebiet Europas. Die Region mit insgesamt 125 Almen liegt zwischen 464 und 1.720 Metern Seehöhe und ist neben dem subalpinen Almland durch eine grünlandgeprägte Kulturlandschaft mit markanten Felswänden und Schluchten sowie ausgedehnte Mischwälder gekennzeichnet. Die Wanderlichs fanden die Tatsache ganz interessant, dass Naturparks keine Urlandschaften, sondern von Menschenhand geschaffene Kulturlandschaften darstellen. Freie Almen kann es eben nur dank der unermüdlichen, schweren Arbeit der Bergbauern geben, die durch Schwenden und den Viehtrieb das Gestrüpp fernhalten und so erst ein Almwandern ermöglichen. Das ist auch etwas Wunderbares und die zwei Wandersleut‘ waren voller Vorfreude, den Tag endlich wieder einmal in den Bergen zu verbringen. Ausgangspunkt ihrer Wanderung war der idyllische Teichalmsee (1.172 m), der sozusagen das Herz des Naturparks bildet. Am Seeufer finden sich ein riesiger hölzerner Ochse, das Wahrzeichen des Almenlandes, sowie das Teichalmmoor mit einem eigenen Lehrpfad. Lässt man das kleine Gewässer hinter sich, gabeln sich die Wanderwege in unterschiedliche Richtungen. Herr und Frau Wanderlich folgten zunächst der Nummer 745, die entlang des fröhlich dahinplätschernden Mixnitzbaches Richtung Schüsserlbrunn führt. Das pittoreske Holzkirchlein ist nicht nur ein Jahrhunderte alter Wallfahrtsort, sondern zählt mittlerweile zu einem der beliebtesten Ausflugsziele der Steiermark. Da Schüsserlbrunn nur zu Fuß erreichbar ist, muss man schon eine mehrstündige Wanderung in Kauf nehmen, um die kleine Wallfahrtskirche zu besuchen. Bei der Abzweigung zum Gasthaus „Guter Hirte“ folgt man ein Stück dem Weg Nr. 3, der dann in den zunehmend steileren Weg 746 bis zum Gasthaus „Steirischer Jokl“ übergeht. Hier hat man schon über 200 Höhenmeter bezwungen, man muss jedoch auch fast wieder so viele Holzstufen hinuntersteigen, um zu dem beliebten Kirchlein an der Lantschmauer zu gelangen. Der Name des sagenumwobenen Platzes leitet sich von der heilsamen Quelle her, die einst aus der Felswand entsprang und sich in kleinen „Schüsserln“ sammelte. Schüsserlbrunn wurde schon bald ein geläufiger Name und die Leute pilgern bereits seit Mitte des 18. Jahrhunderts zu dieser besonderen Andachtsstätte. Heute werden mehrmals im Jahr – hauptsächlich an Marienfeiertagen – Gottesdienste in der Kapelle gefeiert. Herr und Frau Wanderlich besuchten das Wallfahrtskirchlein im Zuge ihrer Rundwanderung auf den Hochlantsch, mit seinen 1.722 Metern der höchste Berg der Region. Schüsserlbrunn kann jedoch auch von Breitenau oder Mixnitz, zum Beispiel über die wildromantische Bärenschützklamm, erwandert werden. Von Anfang November bis Ende April sind Klamm, Kirche sowie die beiden Gasthäuser jedoch aufgrund einer Wintersperre geschlossen. Nach einer kurzen Rast wurden nun fleißig sämtliche Höhenlinien gequert, da der Weg ab hier relativ steil in Richtung Gipfel führt. Natürlich war auch immer wieder Zeit, die bezaubernde Aussicht in die obersteirische Bergwelt zu genießen. Durch Latschenfelder und im wahrsten Sinne über Stock und Stein erreicht man dann schon bald den Hochlantsch samt Gipfelkreuz. Gämsengleich erklommen die Wanderlichs den schmalen Pfad, beschlossen jedoch ihren Proviant dann lieber auf einer der weniger abschüssigen Almwiesen einzunehmen. Als sie anschließend auf dem Höhenrücken dem Almenland Quellenweg (Nr. 740) folgten – auch hier bieten sich wieder wunderbare Ausblicke in das Hügelland der Ost- und Südsteiermark – kam es völlig unerwartet zu einer Begegnung der ganz besonderen Art. Mehr durch Zufall und ein Rascheln im Unterholz aufmerksam geworden, erspähten die beiden Wanderer ein Grüppchen von Alpen-Steinböcken und -Geißen! Das hatten sie noch nie erlebt und dann auch noch derart zum Greifen nahe. Die Tiere waren komplett tiefenentspannt und ließen sich beim Sonnenbaden, Dösen und Fressen in keinster Weise stören. Schweren Herzens und unzählige Fotos später rissen sich die Wanderlichs wieder los, um endgültig ihren Heimweg anzutreten. Der letzte Teil hinunter zum Teichalmsee ist mitunter etwas steil, bei trockener Witterung jedoch leicht zu bewältigen. Man quert noch einmal idyllische Wälder, duftende Heu- und Blumenwiesen und gelangt nach insgesamt etwa 15 Kilometern, 580 Höhenmetern und einer Gehzeit von knapp 5 Stunden zum Ausgangspunkt am See zurück. Eine wunderschöne, wenn auch etwas schweißtreibende Rundwanderung mittleren Schwierigkeitsgrades, die viele Highlights zu bieten hat.
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Herr und Frau Wanderlich teilen eine gemeinsame Leidenschaft - die (Fern-) Wanderei. Folge ihnen auf ihren Streifzügen durchs In- und Ausland... ARCHIV
November 2024
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