Herr und Frau Wanderlich leben zwar schon länger in der Bundeshauptstadt, haben aber bisher noch nie den Stadtwanderweg 7 rund um den Laaer Berg absolviert. Warum eigentlich nicht? Denn auch in Favoriten, dem 10. Wiener Gemeindebezirk, gibt es allerhand Interessantes zu entdecken. Und mittlerweile kommt man auch problemlos per Untergrundbahn dort hin.
Eigentlich würde die 15 km lange Runde an der Station „Altes Landgut“ (Linie 67) beginnen, aber die Wanderlichs starteten von der Therme Oberlaa bzw. dem angrenzenden Kurpark. In der weitläufigen Anlage musste aber erst einmal der rechte Einstieg gefunden werden, denn leider führt der Stadtwanderweg nicht direkt durch, sondern außen um den Park herum. Um das Ganze noch etwas zu erschweren, marschierten Herr und Frau Wanderlich auch in die entgegengesetzte Richtung, also gegen den Uhrzeigersinn. Zum Glück ist der Weg meist in beide Richtungen beschildert, um so größere Ver(w)irrungen zu vermeiden.
Über den so genannten Goldberg taucht man gleich einmal völlig unerwartet in idyllisches Landleben ein – Weingärten und Getreidefelder soweit das Auge reicht. In der Ferne kann man auch die Karl-Borromäus-Kirche vom Zentralfriedhof und sogar den Flughafen Schwechat erspähen. Alsbald erreicht man dann die Löwygrube, eine wunderbar weitschweifige Freizeitanlage und ein regelrechtes Paradies für Hund und Halter, das nach der einstigen Ziegelbrennerei von Jacob Löwy benannt ist. Das vermeintliche Wortspiel erheiterte die Wanderlichs jedenfalls sehr, als sie durch die hochsommerlich versengten Wiesen flanierten.
Und dann endlich der legendäre Böhmische Prater! Eine kleine Zeitreise in die Vergangenheit, wie Herr und Frau Wanderlich befanden. Im Gegensatz zum riesigen Wiener Prater geht es hier recht beschaulich zu und das Programm scheint auch vermehrt auf die kleinen Besucher ausgerichtet.
Neben dem ältesten Ringelspiel Europas findet man hier noch antiquierte Buden, Bahnen und Traditionsgasthäuser mit schattigen Gärten. Frau Wanderlich konnte ihren Kompagnon aber leider zu keiner rasanten Fahrt überreden – ein anderes Mal vielleicht…
Nun durchquert der Weg eine typische Kleingartensiedlung, weiter am Franz Horr-Fußballstadion der Austria Wien vorbei, in Richtung Altes Landgut. Von dem einstigen Anwesen aus dem frühen 19. Jahrhundert ist leider nichts mehr übrig geblieben. Hier brannte die Sonne erbarmungslos auf den Asphalt – und die Wanderlichs – nieder und man kämpft sich durch eine weniger schöne Teiletappe quer durch Stadt und Verkehr.
Leider führt der Wanderweg nicht durch, sondern abermals um ein schönes Erholungsgebiet, den Laaer Wald, herum. Wanderlichs mussten etliche Straßen queren, um kurz darauf in die Heuberggstätten zu gelangen. Wieder eine nette kleine Grünoase mitten im 10. Bezirk, die einen über das Stadtleben hinwegzutäuschen vermag.
Über die stark befahrene Südost-Tangente erreicht man dann die Per Albin-Hansson-Siedlung bzw. die markante und architektonisch sehenswerte Kirche Franz von Sales auf dem Holeyplatz (wiederum ein amüsantes Wortspiel).
Flugs noch eine letzte Brücke und die darunter liegenden Zuggleise gequert…
Nun geht es die Liesingpromenade am plätschernden Bächlein entlang. Das kleine Gewässer wirkt noch recht naturnah und sauber und neben etlichen Enten verschafften sich auch ein paar Kinder in der sommerlichen Hitze etwas Abkühlung. Auf der gegenüber liegenden Uferseite befinden sich einige Heurige, die zusätzliches Urlaubsflair aufkommen lassen.
Über Unterlaa bzw. die gleichnamige Straße geht es zurück zum Ausgangspunkt nach Oberlaa. Wer noch einen kleinen Abstecher verschmerzen kann – die Johanneskirche aus dem 10. Jahrhundert ist einen Besuch wert. Sie dürfte sogar älter als die Ruprechtskirche in der Wiener Innenstadt sein und auf dem Gelände befinden sich auch römische Ausgrabungen (Klederinger Straße).
Etwas überhitzt, aber überwältigt ob der vielen schönen Eindrücke des Stadtwanderwegs „Monte Laa“ kamen Herr und Frau Wanderlich nach gut 4 1/2 Stunden wieder an der Therme Wien an. Jetzt noch schnell die Abendsonne nutzen und ein paar Längen durch das erfrischende Außenbecken ziehen. Ein gelungener, wenn auch nicht ganz billiger Abschluss eines wunderbaren Wandertages.
Text- und Bildschmiede:
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