Herr und Frau Wanderlich haben den diesjährigen Sommerurlaub endlich wieder einmal am Meer verbracht, und zwar an der sonnigen Ostküste der istrischen Halbinsel. Viele BesucherInnen kommen lediglich wegen der herrlichen Strände in diesen Teil Kroatiens, aber die Wanderlichs waren natürlich auch am üppig grünen Hinterland Istriens interessiert. Zu Beginn ihres Aufenthaltes waren sie praktischerweise in der lieblichen Hügelstadt Mošćenice einquartiert, wo sich mehr oder minder vor der Haustüre der 160 km² große Naturpark Učka erstreckt, das größte Gebirgsmassiv hier auf der Halbinsel. Naheliegend, dass es die beiden gleich zu einer Erkundung in die umliegende Bergwelt zog.
Eine wunderbare, wenn auch etwas anspruchsvollere Rundwanderung führt auf den knapp 800 Meter hohen Perun, Sitz des gleichnamigen slawischen Donnergottes, die man auf einem interessant gestalteten „mythologischen Pfad“ absolvieren kann. Anhand zahlreicher Informationstafeln entlang des Weges erfährt man hier Wissenswertes über die (vorchristliche) Geschichte und Mythologie der Slawen in dieser Region. Das Učka-Massiv galt lange Zeit als Heimat unterschiedlicher Gottheiten und Naturgeister, wobei vor allem der Kriegs- und Donnergott Perun sowie sein Widersacher Veles, der für das Vieh, die Fruchtbarkeit und das Totenreich zuständig ist, erwähnenswert sind.
Natur und Geschichte sind immer eine reizvolle Kombination und so wagten sich Herr und Frau Wanderlich auf diese abenteuerliche Reise abseits der beliebten Badeorte. Ein guter Ausgangspunkt ist die mittelalterliche Altstadt von Mošćenice, oberhalb von Mošćenička Draga, der man unbedingt einen Besuch abstatten sollte. Blumengeschmückte Steinhäuser, malerische Gässchen und immer wieder schöne Ausblicke auf die blau schimmernde Kvarner Bucht, die einem hier regelrecht zu Füßen liegt – etwa vom Platz hinter der Kirche Sveti Andreas.
Durchschreitet man nach der Besichtigung das alte Stadttor, kommt man auch noch am ehemaligen Wachhaus vorbei. Man quert den kleinen Platz und stößt an der gegenüberliegenden Seite auf das Kirchlein des Hl. Bartholomäus sowie den Friedhof, an dem nun der gut markierte Wanderweg beginnt. Eine asphaltierte Straße, zum Glück kaum befahren, führt zunächst stetig bergan Richtung Grabova und Gradac.
In Grabova zweigt rechterhand ein Weglein ab, das nun nach Vojvodići und Trebišća weist. Herr und Frau Wanderlich waren nach dem ersten Anstieg schon dezent in Schweiß gebadet, wurden aber mit wunderschönen Blicken auf Mošćenice und die benachbarten Inseln Cres und Krk belohnt. Der weitere Weg verlief abwechselnd durch bunte Blumenwiesen mit unzähligen Schmetterlingen und schattenspendende Waldpassagen, die sehr an die heimische Flora und Fauna erinnerten.
Holzschilder und markierte Bäume weisen den Weg und zwischendurch gibt es auf den anfangs erwähnten Infotafeln immer wieder spannende Geschichten über die slawische Mythologie zu lesen. So landet man schon bald im beschaulichen Bergdorf Trebišća, welches die Wanderlichs trotz herrlichem Sommerwetter menschenleer vorfanden. Die einstige Siedlung liegt idyllisch eingebettet auf einer Waldlichtung – man findet hier neben Resten traditioneller Steinbauten auch noch eine liebevoll restaurierte Mühle und ausreichend schattige Plätzchen, die zu einer Rast einladen.
Herr und Frau Wanderlich ließen an einem kleinen Tümpel Füße und Seele baumeln und beobachteten das Treiben von Kaulquappen, Fröschen und jungen Schlangen, die sich hier fröhlich im Wasser tummelten. Das verlassene Dörfchen soll nicht nur Grenze zwischen den Welten von Veles und Perun gewesen sein, sondern war auch aufgrund seiner Mühle Dreh- und Angelpunkt der damaligen Bevölkerung.
Von Trebišća führt ein Weg hinunter nach Mošćenička Draga, die Wanderlichs wollten aber noch höher hinaus und folgten demnach dem hölzernen Hinweisschild Richtung Perun. Ein schmaler Waldweg führt nun in Serpentinen und mittelmäßig steil bergauf über urige Fels- und Wurzelformationen. Nach einiger Zeit erreicht man das Petrebišće-Plateau bzw. die verlassene Hirtensiedlung Pod Trebišća. Hier wurde der Schutzgott Veles in Form einer großen Schlange aus Stein verewigt.
Man quert die weitläufige Almlandschaft und kommt endlich an den letzten Anstieg zum 881 Meter hohen Gipfel des Perun. Im Wald wurde in einer großen Mulde ein Totempfahl mit Motiven aus der slawischen Mythologie errichtet, den die Wanderlichs natürlich neugierig beäugten. Ein kurzes Wegstück später erreicht man eine offene Fläche, die dank des Gipfelkreuzes und einer Rastbank als Ziel der Wanderung erkennbar ist. Als Begrüßung ein kurzes Donnergrollen des hier ansässigen Perun samt einiger dunkler Regenwolken, die aber – dem Gott sei‘s gedankt – unverrichteter Dinge wieder abzogen.
Herr und Frau Wanderlich machten sich alsbald wieder an den Abstieg, da sie bereits von einem erfrischenden Bad im Meer träumten. Von hier gibt es nun unterschiedliche Wegvarianten zurück nach Mošćenice, welche leider (auch aufgrund von Forstarbeiten) nicht ganz klar ersichtlich waren. Kurzum: die Runde wurde doch noch länger als gedacht und das kühle Nass musste leider auf den nächsten Tag verschoben werden.
Die Wanderlichs waren aber ganz begeistert von den idyllischen Wanderwegen im Naturpark Učka und von den vielen schönen Eindrücken, die sie an diesem Tag gewonnen haben. Kurz bevor man wieder in die Stadt zurückkommt, überschreitet man noch den Kalvarienberg mit der Heilig-Kreuz-Kapelle aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Am ehemaligen Waschhaus tritt man dann wieder auf die Straße hinaus, genau gegenüber der kleinen Kirche des Heiligen Sebastian.
Ein kurzer Fußweg führt den nunmehr müden Wanderer wieder zur Altstadt von Mošćenice zurück, wo man die Tour gemütlich ausklingen lassen kann. Hat man noch genug Kraft in den Beinen, kann man auch die 753 Stufen hinunter an den bezaubernden Strand Sveti Ivan auf sich nehmen. Davon wollen euch die Wanderlichs aber in einem gesonderten Beitrag mehr erzählen.
Und auch noch einen guten Rat mit auf den Weg geben: Im Sommer können verzeichnete Quellen und Wasserläufe versiegt sein, es gibt unterwegs auch keine Einkehrmöglichkeit – also unbedingt ausreichend Proviant und vor allem Getränke mitnehmen! Wanderkarten für den Naturpark sind an der Touristeninformation am Parkplatz von Mošćenička Draga erhältlich.
Und auch noch einen guten Rat mit auf den Weg geben: Im Sommer können verzeichnete Quellen und Wasserläufe versiegt sein, es gibt unterwegs auch keine Einkehrmöglichkeit – also unbedingt ausreichend Proviant und vor allem Getränke mitnehmen! Wanderkarten für den Naturpark sind an der Touristeninformation am Parkplatz von Mošćenička Draga erhältlich.
Text- und Bildschmiede:
Herr und Frau Wanderlich. Ohne deren ausdrückliche Genehmigung keine Vervielfältigungen oder jegliche Nutzung privater oder kommerzieller Natur erlaubt. Siehe auch Impressum.
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