Herr und Frau Wanderlich haben schon oft die markanten Felswände am Rande der Bucklingen Welt bewundert, wenn sie auf der Süd-Autobahn daran vorbeigeflitzt sind. Zeit, um einmal innezuhalten und dem Naturpark Seebenstein im niederösterreichischen Bezirk Neunkirchen einen Besuch abzustatten.
Für das kleine Parkbad war es eindeutig noch zu frisch, aber Burg Seebenstein und die Ruine Türkensturz konnten trotz winterlicher Temperaturen unbehelligt erwandert werden. Sofern man nicht mit dem Zug anreist, kann man den fahrbaren Untersatz direkt am Fuße des Burghügels abstellen. Die ehemalige Veste ist anschließend über drei unterschiedliche Pfade zu erreichen: den alten Schlossweg, den neuen Schlossweg oder den steileren Eselsteig (Gehzeit für alle Varianten ca. 15 - 20 Minuten).
Die Wanderlichs entschieden sich jedoch dafür zuerst den Türkensturz zu erklimmen und die Burganlage dann auf dem Rückweg zu besichtigen. Über eine gut begehbare Forststraße, den neuen Schlossweg, geht es zunächst vom Meierhof sanft bergauf in Richtung Gleißenfeld. Man bleibt bei sämtlichen Abzweigungen geradeaus auf dem Hauptweg und gelangt so schon bald auf den Aussichtsplatz am Plateau.
Der Türkensturz ist eine steile Kalkfelswand, die auch mittels zweier Klettersteige bezwungen werden kann (Falken- und Pittentalersteig), und auf der eine weithin sichtbare künstlich angelegte Ruine thront. Der Name soll aus der Zeit der Türkenkriege stammen (1. Wiener Türkenbelagerung um 1529), wobei es unterschiedliche Auslegungen dazu gibt. Allen gleich ist jedoch die Tatsache, dass eine türkische Reiterschar hier in den Abgrund gestürzt sein soll.
Fürst Johann I. von Liechtenstein ließ 1824 zum Gedenken und als „Landschaftsschmuck“ an dieser Stelle eine Ruine errichten. Herr und Frau Wanderlich genossen die schöne Rundumsicht und konnten auf einem sonnigen Fleckchen sogar ihr Jausensäckel ausbreiten. Die frische Winterluft ließ sie aber nicht allzu lange verweilen und so machten sie sich alsbald wieder an den Abstieg.
Auch hier gibt es wieder unterschiedliche Wegvarianten. Eine davon führt über den Sollgraben und die gleichnamige Alm – dem folgten die Wanderlichs zunächst, nahmen dann jedoch einen Abschneider und landeten genau auf der großen Turnierwiese vor dem Schloss (auf der aber angeblich kein einziges Turnier ausgefochten worden ist).
Die Höhenburg soll bereits 1092 durch Eckbert von Formbach-Neuburg erbaut worden sein und besteht aus zwei kompletten Anlagen – dem alten Teil mit Bergfried, Palas und Wirtschaftstrakt aus dem 12./13. Jahrhundert und dem Hochschloss aus dem 15. bis 17. Jahrhundert mit Kapelle und bemerkenswerter Sammlung mittelalterlicher Kunst und Waffen. Während Herr Wanderlich versuchte das umfassende Bollwerk in Bildern festzuhalten, hatte es Frau Wanderlich vor allem der alte Brunnen und das mächtige Eingangstor mit der Pechnase angetan – aber es gibt hier natürlich noch viel mehr zu entdecken.
Im Laufe der Zeit wechselte Burg Seebenstein viele Male ihre Besitzer und wurde immer wieder neu adaptiert – unter anderem hausten hier die Liechtensteiner, Seebecker, Königsberger und Pergen. Um 1790 pachtete und restaurierte der Mineraloge Anton David Steiger die bereits ruinöse und verlassene Anlage, um hier den Verein „Die Wildensteiner Ritterschaft zur blauen Erde“ zu gründen. Dieser angebliche Freimaurerorden wurde zwar 1823 offiziell aufgelöst, hält aber in den letzten Jahren wieder dort seine Versammlungen ab.
Seit 1942 sind die Burgruine und das Wohnschloss im Besitz der Familie Nehammer-Prinz, Besichtigungen und Führungen sind nach Voranmeldung möglich. Herr und Frau Wanderlich mussten sich schweren Herzens losreißen und machten sich durch das Tor unterhalb der Burg, das noch aus der alten Mauerumfassung der Anlage stammt, auf den Rückweg.
Im Wald warfen die beiden dann noch einen Blick in die sagenumwobene Templerhöhle, in der sich nach Auflösung des Ordens eine Schar Tempelritter versteckt haben soll. Nachdem sie niemanden antrafen, ging es über den alten Schlossweg bzw. den Eselsteig wieder flugs hinunter zum Parkplatz. Die gesamte Rundwanderung macht etwa 8 Kilometer Wegstrecke aus, mit Pausen sollte man also 2 ½ bis 3 Stunden dafür einplanen.
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