Über Nacht hatte sich das Wetter bereits eingetrübt, aber so konnten Herr und Frau Wanderlich immerhin grandiose Nebelstimmungen einfangen. Nach einem kurzen Anstieg hat man noch einmal einen schönen Blick auf Rosenberg samt seiner weißen Burganlage. Nachdem die Verkehrsverbindungen in dieser Region eher entbehrlich sind, beschlossen die Wanderlichs Etappe 2 wie geplant zu absolvieren – das Regenzeug sollte ja ohnehin immer im Gepäck mit dabei sein.
Kaum war der Entschluss gefasst, klarte es auch schon wieder auf und die Sonne lachte von einem strahlend blauen Himmel, wobei sich sämtliche Wetterkapriolen den Tag über abwechseln sollten. Das größere Problem war, dass die Wegbeschilderungen außerhalb des Ortes plötzlich im Nichts endeten. Trotz ausgiebiger Suchaktionen wurden Herr und Frau Wanderlich nicht fündig und mussten nun mit nassem Schuhwerk den Weg bis Vyšší Brod auf der Straße fortsetzen.
Vorbei am berühmten Zisterzienserkloster, fanden die beiden zum Glück wieder den Einstieg in den regulären Donau-Moldau-Weg. Der führt nun über einen Kreuzweg eine Anhöhe hinauf zu dem Wallfahrtsort Maria Rast am Stein, der den Wanderlichs ganz besonders gut gefiel. Es gab zwar grobe Sturmschäden und etliche umgeknickte Bäume zu überwinden, aber dafür war die Kapelle den etwas mühevollen Aufstieg allemal wert.
Auch hier waren Herr und Frau Wanderlich wieder völlig allein in Wald und Flur, abgesehen von ein paar Rehen, die sie neugierig beäugten. Generell sind die Wälder hier noch sehr ursprünglich, verwildert und bereits jetzt voll mit Heidelbeersträuchern – leider noch ohne reife Früchte daran. Also flugs weiter den Berg hinab und erneut über endlose Löwenzahnwiesen und kurze Straßenstücke weiter bis Studánky. Hier reihen sich kunterbunte Schönheitssalons aneinander, die Herr und Frau Wanderlich aber ungenutzt zurückließen.
Ihr Weg führte sie weiter über schier endlose Feldweglein zum österreichisch-tschechischen Grenzübergang bei Radvanov / Rading. Relativ unspektakulär, wie die Wanderlichs feststellen mussten, aber dabei passiert man auch die legendäre Schwedenschanze. Die Wallanlage wurde im 30-jährigen Krieg gegen den Einfall des Schwedenheeres errichtet und steht heute unter Denkmalschutz. Schautafeln erinnern auch an ehemalige Bauerndörfer, die hier in den Nachkriegszeiten komplett ausgelöscht wurden.
Nachdenklich schritten Herr und Frau Wanderlich die alte böhmische Salzstraße entlang, um auf österreichischer Seite noch einmal in tiefe Verzweiflung gestürzt zu werden. Nicht nur, dass sie abermals den rechten Weg verloren, jetzt begann es auch noch kurz vor dem Etappenende nach 9 Stunden Gehzeit aus vollen Eimern zu schütten. Querfeldein und regengepeitscht erreichten sie letztlich doch noch das Quartier in Bad Leonfelden, wo sie sich mit einer heißen Dusche, trockenen Sachen und einem köstlichen Abendessen wieder rehabilitierten.
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