Herr und Frau Wanderlich haben diesen Sommer etliche Wanderungen entdeckt, die sich hervorragend mit einem erfrischenden Bad verbinden lassen. Eine davon ist der Besuch beim Naturdenkmal „Günster-Fall“ in den Niederen Tauern, dem mit 65 Metern Fallhöhe höchsten Wasserfall der Steiermark. 250-300 Liter Wasser stürzen pro Sekunde über kristalline Felsen, durch zwei ausgeschliffene Kessel und drei imposante Kaskaden herab.
Die meisten BesucherInnen nutzen die Möglichkeit direkt zum Günster Wasserfall zuzufahren, wo es auch ein Gasthaus und sogar einen Streichelzoo gibt. Nicht so Herr und Frau Wanderlich, die über Krakaudorf im Bezirk Murau anreisten, wo sie von einem idyllischen kleinen Badesee gelesen hatten. Also das Automobil unweit davon am Parkplatz eines Sägewerks abgestellt und sich auf den etwa 2 ½-stündigen Weg gemacht.
Der Markierung W6 folgend, gelangt man vom See unmittelbar in den Wald, wo sich die Wanderlichs gleich am hiesigen Fitnesspfad versuchten. Die Kneippanlage wurde ausgespart, damit man sich beim Weitergehen keine Blasen an den Füßen holt.
Das Wegstück am Künstenbach entlang war jedenfalls äußerst angenehm und schattig. Leider folgte ein jähes Ende an der gleichnamigen Straße, der man – sehr zum Leidwesen der beiden Wandersleute – eine ganze Weile lang folgen muss.
Vorbei an einem privaten Fischteich gelangten die zwei dann aber doch endlich an die Abzweigung zum Wasserfall, wobei man linkerhand noch eine kleine Birkenallee durchqueren muss. Der Parkplatz am Gasthaus war zwar relativ voll, aber zum Glück haben sich die vielen Leute dort rasch verteilt.
Seit 1906 ist der Günster-Fall über Steige und Holztreppen erschlossen, die zum Teil recht schmal und steil ausgefallen sind. Auch gut, dass der Weg durch Geländer gesichert wurde, da er durch die Feuchtigkeit mitunter etwas rutschig sein kann. Man gelangt so jedenfalls bis zum höchsten Punkt des Wasserfalls, wobei man auf den zahlreichen Brücken immer wieder einen faszinierenden Blick auf den sich wild herabstürzenden Schöderbach erhält.
Herr und Frau Wanderlich stiegen noch bis zur Markushöhe auf, ein Rastplatz mit Blick auf den Fall, der aber nur mit etwas Trittsicherheit zu erreichen ist. Nachdem sie den erfrischenden Sprühnebel ausreichend auf sich und ihre erhitzten Gesichter wirken gelassen hatten, machten sich die Wanderlichs wieder auf den Rückweg, der auf selber Strecke verläuft. Die Worte der marmorgefassten Inschrift von 1931 am unteren Ende der Klamm im Ohr: „Freudig tosend stürz ich zu Tal. Und grüße Euch alle viel tausendmal.“
Nach dem enervierenden Asphaltstraßen-Abschnitt ging es zum Glück wieder durch den Wald zurück und zur Belohnung noch an den eingangs erwähnten Badesee Krakaudorf. Der natürliche kleine See liegt auf rund 1.170 m, besitzt eine kleine feine Liegewiese, einen abgetrennten Nichtschwimmerbereich und Einkehrmöglichkeit in der „Seestube“, wo man sich sogar ein Boot ausleihen kann.
Herr und Frau Wanderlich waren ganz angetan von diesem Naturjuwel, das man sogar völlig kostenlos besuchen kann – auch Hunde sind hier erlaubt. Außerhalb des Zaunes grasten ein paar tiefenentspannte Kühe und über dem dunklen Wasser flitzten emsige Libellen durch so manche Seerosen-Insel. Schweren Herzens brachen die zwei nach geraumer Zeit wieder auf, wurden aber auf dem Rückweg zum Auto noch von dutzenden Eierschwammerln überrascht, die sich geradezu fürs Abendessen aufdrängten.
Text- und Bildschmiede:
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