Die Sommerfrische-Tradition in Millstatt am See hat bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begonnen und durch die Erschließung Kärntens mit der Eisenbahn wurde die Region zu einem beliebten Ferienziel. Auch Herr und Frau Wanderlich haben heuer einmal den weiten Weg auf sich genommen, um ein paar entspannte Tage am Millstätter See zu verbringen.
Das 11,5 Kilometer lange und bis zu 1,8 Kilometer breite Gewässer ist gleich nach dem Wörthersee Kärntens zweitgrößter, mit 141 Metern tiefster und aufgrund seines immensen Volumens (über 1.200 Millionen Kubikmeter) zudem wasserreichster See. Diese Tatsache und seine geringen Zu- und Abflüsse machen den Millstätter See sehr temperaturstabil, weshalb es sich hier im Sommer bei durchschnittlich 26 Grad Wassertemperatur fabelhaft baden lässt.
Größere Ansiedlungen finden sich ausschließlich am Nordufer des Sees – Döbriach, Millstatt und Seeboden, wobei es hier generell eher beschaulich zugeht. Das gefiel Herr und Frau Wanderlich, die gar nicht gerne zur Haupturlaubszeit verreisen. Als Domizil haben sich die beiden unter all den mondänen Häusern hier die Villa Verdin aus dem Jahr 1894 ausgesucht.
Das ehemalige Hubertusschlössl, das angeblich zu den schönsten Bauwerken Millstatts zählt, punktet seit der Übernahme von Thomas Helml und Giovanni Mangini mit familiärem Flair und kunterbuntem Vintage-Charme. Das hundefreundliche Anwesen kann aber auch mit dem direkten Seezugang überzeugen und besitzt tatsächlich viele wunderbare Möglichkeiten zum „essen, trinken und relaxen“. Leider wurde aus dem ehemaligen Geheimtipp ein Kult-Kurzurlaubsspot der Wiener Werbe- und Kreativszene. Wanderlichs hatten das Gefühl, die Bundehauptstadt gar nicht wirklich verlassen zu haben.
Jedenfalls lässt es sich hier auch wunderbar wandern. Zunächst mussten die beiden Fußtouristen aber ein paar Höhenmeter bezwingen, um auf das Millstätter Plateau zu gelangen. Der Aufstieg erfolgte vom Seeufer aus, über ein kurzes Straßenstück und an einem mächtigen Bildstock am Ortsausgang vorbei. Das neun Meter Hohe Kreuz dürfte Anfang des 17. Jahrhunderts von den Jesuiten errichtet worden sein und ist mit schönen Fresken und Schnitzereien ausgestattet.
Herr und Frau Wanderlich kämpften sich in der Sommerhitze den Berg hinauf, wobei der Weg zum Glück bald in den Wald hineinführt. Von hier geht es gemütlich und genüsslich auf dem „Slow Trail“ bis zum Zwergsee, wo es sich auf einem der Bänkchen am Ufer hervorragend rasten und in aller Ruhe Karpfen in unterschiedlichen Größen und Farben beobachten lässt.
Der Weiterweg verläuft ähnlich idyllisch durch den Wald, bis man nach einer Weile auf den Klieberteich trifft, der sich aber in Privatbesitz befindet und nur von außerhalb des Zaunes betrachtet werden kann. Wanderlichs genossen die kühle Luft und die menschenleere Atmosphäre im Vergleich zu den gut besuchten Ferienorten unten am Millstätter See und nutzten ihren Ausflug auch gleich für ein paar zusätzliche Fitnessübungen.
Die nächste Station des Rundwanderweges markiert die kleine Ortschaft Kleindombra, die sehr ländlich und landwirtschaftlich geprägt ist. Auch hier gibt es am Waldrand ein paar schöne Aussichts- und Rastbänke, die zu einer kurzen Pause einladen. Herr und Frau Wanderlich marschierten aber weiter zur Luschan Höhe, wo sich der Aussichtsplatz Waldbühne befindet.
Von hier hat man einen atemberaubenden Ausblick auf den See, die umliegenden Berge und den Ort Millstatt mit seinen Jahrhundertwende-Villen. Ein Blickfang unterhalb der Plattform ist auch das Schloss Heroldeck, welches 1912 für den Wiener Papierfabrikanten Ludwig Friedrich Musil Edler von Möllenbruck als Sommersitz erbaut wurde. Nach der NS-Zeit diente es als Kinderheim, bis es 1988 von der evangelikalen Calvary Chapel gekauft wurde.
Herr und Frau Wanderlich genossen noch eine Weile den Ausblick, bevor sie sich wieder auf den Rückweg ins Tal und zu ihrem Quartier machten. Der sommerliche Ausflug, für den man ungefähr 2 Stunden Gehzeit einrechnen sollte, wurde natürlich noch mit einem erfrischenden Bad im See belohnt. Wer noch Zeit und Lust hat, sollte unbedingt einen Spaziergang durch den Ort machen – zum Beispiel entlang des Villenwanderweges.
Hier erfährt man interessante Geschichten, auch zu der mysteriösen Statue im See: der zum Christentum bekehrte Herzog Domitian ließ angeblich tausend heidnische Götzenstatuen ins Wasser werfen, weshalb der Name Millstatt auf das lateinische „mille statuae“ zurückzuführen sei. Der nunmehr als Heiliger verehrte slawische Edelmann gilt als Begründer von Milstatt und seiner Kirche, weshalb ihm auch ein eigener Pilgerweg hier vor Ort gewidmet ist. Aber das ist eine andere Geschichte.
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