Für einen Ausflug in die Ötscherregion sollte man besser etwas mehr Zeit einplanen, denn es gibt viel zu entdecken und zu erwandern. So haben auch Herr und Frau Wanderlich ihren Aufenthalt spontan verlängert, weil es ihnen derart gut gefallen hat. Dabei haben sie sich auch der Gemeindealpe angenähert, einem 1.626 Meter hohen Berg in Mitterbach am Erlaufsee.
Der idyllische Ort befindet sich im größten Naturpark Niederösterreichs, die Ötscher-Tormäuer, und kann zum Beispiel mit der Museumstramway erreicht werden, die seit dem Jahr 1990 Mariazell mit dem Erlaufsee verbindet. Weithin sichtbar ragt der Ötscher, das Wahrzeichen des Mostviertels, aus der Landschaft hervor, aber den haben sich die Wanderlichs für’s nächste Mal aufgehoben.
Die Gemeindealpe gehört zu den niederösterreichischen Kalkalpen und kann das ganze Jahr über mit einer Sesselbahn erklommen werden. Der Richtfunkturm aus den 1970er Jahren ist ein markanter Blickfang, ebenso wie das Terzer Haus, das bodenständige Kost und Schlafplätze für müde Wanderer anbietet.
Aber Herr und Frau Wanderlich wollten nicht auf den Gipfel, sondern haben sich eine Wanderung zum Erlaufursprung und über liebliche Almen ausgesucht. Da der Parkplatz beim ehemaligen Gasthog Seewirt leider gesperrt war, wurde das Automobil kurzerhand an einer der hiesigen Tauchschulen am Westufer des Erlaufsees abgestellt.
Von hier geht es erst einmal ein kleines Stück die Straße entlang, vorbei an weitläufigen Weiden und alten Gehöften wie dem mächtigen Lindenhof am Bachlauf der Erlauf. Man quert die Brücke und wandert schon bald auf einer Forststraße in den Steinbachgraben. Kurz darauf zweigt man auf einen Waldpfad, den Brunnsteinweg ab und gelangt so zur mystisch anmutenden Ursprungsquelle der Erlauf.
Herr und Frau Wanderlich stiegen über die moosbewachsenen Steine bis zur Höhle hinab, konnten aber leider kein Wasser erspähen – das Bachbett war komplett ausgetrocknet, wird aber bestimmt beim nächsten Regen oder Tauwetter wieder mit sprudelndem Nass befüllt.
Also weiter entlang der blauen Markierung auf einem nun etwas steiler werdenden Waldweg Richtung Eiserner Herrgott / Brunnsteinalm. Man passiert einen aufgelassenen Marmorsteinbruch und herumstreunendes Jungvieh und landet dann ganz plötzlich in einer idyllischen Almlandschaft.
Die Schilder und Markierungen sind bisweilen etwas irreführend, also können hier Pfadfinderkenntnisse durchaus von Vorteil sein – man kann sich aber zum Glück immer wieder gut an der Erhebung der Gemeindealpe orientieren. Auf den Almwiesen dösten träge ein paar Kühe und ließen sich auch von Frau Wanderlichs Yogaeinheit im neuen knallroten Body nicht beirren.
Also noch ein wenig gerastet und dann weiter auf dem Weg Richtung Zeller Rain. Hier darf man sich nicht von der grandiosen Aussicht auf den Erlaufsee und die umliegende Bergwelt ablenken lassen, denn der Wanderweg führt etwas versteckt am anderen Ende der Wiese in den Wald hinab und kann leicht übersehen werden.
Manchmal muss man zwar Umwege gehen, um auf den richtigen Weg zu kommen, aber Herr und Frau Wanderlich waren dann doch ganz froh, die passende Fortsetzung ihrer Wanderung gefunden zu haben. An einem hübsch gelegenen Bauernhof vorbei geht es nun abwechselnd auf Wald- und Forstwegen zurück zum Ausgangspunkt. Dabei folgt man auch ein Stück weit dem Oberösterreichischen Mariazellerweg, der aufgrund der üppigen Vegetation scheinbar nicht allzu frequentiert sein dürfte.
Die Wanderlichs waren nach der ausgiebigen Runde durchaus ein wenig erhitzt und gönnten sich deshalb noch ein Bad im glasklaren Erlaufsee. Das Wasser des Bergsees besitzt Trinkwasserqualität und schimmert karibisch-grün, so verlockend, dass man gerne dessen frostige Temperaturen in Kauf nimmt. Das Gewässer besitzt einen großen Fischreichtum und ist aufgrund seiner guten Sicht und einer Tiefe von 38 Metern auch ein beliebtes Tauchrevier – auch Frau Wanderlich hat hier schon einmal die Unterwasserwelt erkundet.
Die Grenze zwischen Niederösterreich und der Steiermark verläuft übrigens genau durch den See und da das Nordufer Natur- und Landschaftsschutzgebiet ist, beschränkt sich der Badebetrieb auf den Naturkiesstrand im südlichen Teil. Hier ließen die Wanderlichs auch schweren Herzens ihren Kurzurlaub ausklingen – und zwar mit den Worten von Johann Baptist Mayrhofer „Erlafsee“:
Mir ist so wohl, so weh
Am stillen Erlafsee.
Heilig Schweigen
In Fichtenzweigen.
Regungslos
Der dunkle Schooß;
Nur der Wolken Schatten flieh'n
Überm glatten Spiegel hin.
Mir ist so wohl, so weh
Am stillen Erlafsee.
Heilig Schweigen
In Fichtenzweigen.
Regungslos
Der dunkle Schooß;
Nur der Wolken Schatten flieh'n
Überm glatten Spiegel hin.
Text- und Bildschmiede:
Herr und Frau Wanderlich. Ohne deren ausdrückliche Genehmigung keine Vervielfältigungen oder jegliche Nutzung privater oder kommerzieller Natur erlaubt. Siehe auch Impressum.
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