Herr und Frau Wanderlich halten sich liebend gerne in der Pyhrn-Priel Region im Süden Oberösterreichs auf, weil man dort einfach wunderbar wandern kann. Da sie diesen Herbst noch eine gültige Gästekarte besaßen, mit der man sämtliche Attraktionen günstiger oder gratis nutzen kann, beschlossen sie kurzerhand mit der Bergbahn auf die Höss zu fahren. Das Wander- und Skigebiet befindet sich in Hinterstoder, schon an der Grenze zur Steiermark und ist am einfachsten über die A9 Pyhrn-Autobahn zu erreichen. Den fahrbaren Untersatz kann man dann an der Talstation der Kabinenbahn abstellen, um sich dann flugs mit der neuen 10-er-Gondel auf 1.400 Meter hinauf transportieren zu lassen.
Herr und Frau Wanderlich staunten nicht schlecht, als sie an der Mittelstation ausstiegen. Das ganze Areal wirkte wie ein riesiges zusammengewürfeltes Hüttendorf, welches sehnlichst auf die nahende Wintersaison wartet – Hüttengaudi ohne Schnee, dafür mit Beschneiungsanlagen soweit das Auge reicht. Die beiden hätten noch mit dem 6er-Sessellift „Höss Express“ auf knapp 1.850 Meter Seehöhe hinauffahren können, wo sich beliebte Ausflugsziele wie der Schafkogelsee oder Dachsteinblick befinden.
Um den Besuchermassen zu entgehen, entschieden sie sich dann aber nur für den etwa 2-stündigen Almrundweg, der zu einem kleinen Bergsee und urigen Hütten führen sollte. Ganz so idyllisch, wie sich die Wanderlichs das vorgestellt hatten, war es dann aber leider nicht. Immerhin passt das hübsch gefleckte Weidevieh gut in die Landschaft und scheint die würzigen Bergkräuter hier oben vollauf zu genießen. Und am Wegesrand entdeckt man natürlich auch noch andere (vierbeinige) Schätzchen.
Zunächst stapft man auf einer breiten geschotterten Fortstraße an der Talstation vom Höss Express vorbei, Richtung Hutterer See. Wider Erwarten kein hübscher Bergsee, sondern vielmehr ein kleiner Speicherteich, der aber immerhin ein nettes Rastplätzchen und einen tollen Ausblick auf die mächtigen Gipfel des Toten Gebirges, wie zum Beispiel Großer Priel und Spitzmauer, parat hält. Bis hierher folgt man der Markierung 217, man könnte auch noch weiter zur Hutterer Höss aufsteigen, Herr und Frau Wanderlich wählten aber den mit der Nummer 38 gekennzeichneten Verbindungsweg zur Edtbauernalm.
Dieser Abschnitt gefiel den beiden ganz gut, da er zunächst durch einen lichten Lärchenwald führt, anschließend auf einem Wurzelsteig durch den Forst und zuletzt über ein Stück typischen Almboden. Man befindet sich dabei aber immer am Fuße diverser Skipisten, die hier einfach vorrangig das Landschaftsbild prägen. WintersportlerInnen kommen hier bestimmt auf ihre Kosten, zum Wandern gibt es wahrscheinlich schönere Plätze.
Denn auch der verheißungsvolle Name der Almhütte war trügerisch. Handelt es sich bei der Edtbauernalm vielmehr um ein Kaffee- oder Gasthaus im herkömmlichen Sinne, das an einer asphaltierten Straße liegt, auf der Herr und Frau Wanderlich dann auch – über die so genannten Hutterer Böden – zurückmarschieren mussten. Man passiert noch das Landesjugendheim, diverse private Wohnsitze und weitere Baustellen, die unter anderem ein futuristisches Chalet-Dorf entstehen lassen.
Die Höss mit ihrer Almlandschaft ist mittlerweile wohl komplett der Wintersportindustrie verschrieben, sieht daher in der „Übergangszeit“ und mit den planierten Wegen eher trist aus. Die Zukunftsaussichten für schneereiche Winter sind aufgrund des derzeitigen Klimawandels auch nicht besonders rosig, großflächiges Beschneien wird immer teurer und ressourcenraubender werden. Vielleicht werden all die riesigen Bauprojekte hier schon bald komplett obsolet werden. Grübelnd verließen die Wanderlichs das Hüttendorf, um mit der Bergbahn wieder ins Tal hinunter zu gondeln.
Text- und Bildschmiede:
Herr und Frau Wanderlich. Ohne deren ausdrückliche Genehmigung keine Vervielfältigungen oder jegliche Nutzung privater oder kommerzieller Natur erlaubt. Siehe auch Impressum.
Herr und Frau Wanderlich. Ohne deren ausdrückliche Genehmigung keine Vervielfältigungen oder jegliche Nutzung privater oder kommerzieller Natur erlaubt. Siehe auch Impressum.
|
|