Herr und Frau Wanderlich haben den heurigen Jahreswechsel komplett entspannt auf Schloss Welsdorf im steirischen Fürstenfeld verbracht. Das „grüne Herz Österreichs“ hat ja viele schöne Plätzchen zu bieten, aber das royale Refugium war den Wanderlichs bis dato auch nicht bekannt. Das Renaissanceschlösschen wurde und wird liebevoll von Silvia und Clemens Sadnik renoviert und geführt und ist nebst überschaubarem Urlaubsdomizil (eine Suite und zwei Appartements) eine beliebte Hochzeitslocation.
Herr und Frau W. genossen ihren Aufenthalt in dem historischen Ambiente, die Ruhe, den direkt schon kitschigen Sternenhimmel, Frühstückseier aus eigener Seidenhuhn-Haltung sowie die Gesellschaft der drei einnehmenden Hofhunde Leopold, Ferdinand und Antonia. Da sich die Wetterlage unerwartet frühlingshaft zeigte, konnten die beiden auch ein paar schöne Wanderungen unternehmen. Unter anderem den Augustiner-Rundweg, der mit einer Länge von 5,3 Kilometern gut in 1 ½ Stunden Gehzeit zu bewältigen ist.
Die Runde kann natürlich in beide Richtungen begangen werden und auch der Einstieg ist aufgrund der Beschilderung nahezu überall möglich. Herr und Frau Wanderlich ließen die Schlossanlage hinter sich und schlugen gleich rechterhand einen Feldweg ein. So gelangt man ganz gemütlich in die „Langen Wälder“, die aber aufgrund des Tauwetters mitunter eher einer Sumpflandschaft glichen.
Die wackeren Wandersleute ließen sich jedoch nicht abschrecken und wurden deshalb mit einer ganz besonderen Lichtstimmung belohnt. Man konnte die Bäume regelrecht atmen sehen und so kam selbstverständlich der Photoapparat mannigfaltig zum Einsatz – Frau Wanderlich warf sich sogar spontan in die ein oder andere Yogapose. Zum Glück haben weise Japaner bereits einen Begriff für dieses Erlebnis kreiert – Shinrin Yoku (Waldbaden).
Beim Weiterwandern gab es dann leider aufgrund einer irreführenden Markierung eine kleine Wegunsicherheit, die aber alsbald behoben werden konnte. Man verlässt die Wälder und wandert anschließend ein Stück an der Straße entlang zurück (Wanderweg 950 bzw. 907). Nun zweigt der Rundweg erneut nach rechts ab, in die Bergkammstraße, die auf gerader Strecke zum Aussichtsturm „Schwammerl“ am Rücken des Dreikreuzberges führt.
Herr und Frau Wanderlich konnten sich den Namen nicht recht erklären, fanden aber bei ihren Recherchen heraus, dass die Warte 1887 ursprünglich in Form eines Schwammerls errichtet worden ist – die heutige Form mit dem Spitzdach besteht erst seit dem Erzherzog Johann-Jahr 1959. Wieder ein wenig schlauer, genossen die beiden noch den Ausblick hinunter auf Fürstenfeld, da sie sich gerade auf dem höchsten Punkt des Dreikreuzberges befanden. Dieser verdankt seinen Namen übrigens den drei markanten Kreuzen im benachbarten Schubertpark.
Erneut führt die Route rechterhand in Form eines Feldweges in Richtung Schloss Welsdorf zurück – diesmal heißt er auch tatsächlich Augustinerweg. Hier ist noch ein kleiner Exkurs in die Geschichte der Stadt Fürstenfeld angebracht, denn in der Pfeilburg gab es früher eine Tabakfabrik und der Augustiner-Rundweg verläuft angeblich zum Teil auf jenen alten Pfaden, welche die ArbeiterInnen tagtäglich zurücklegen mussten. In den Ländereien rund um Fürstenfeld wurde Ende des 17. Jahrhunderts im großen Stil Tabak angebaut, der auch direkt in der Stadt verarbeitet wurde. So entstand die erste Tabakfabrik Österreichs – eine der ältesten weltweit.
Die einstige Zigarrenfabrik war lange Zeit der wichtigste Arbeitgeber der Stadt sowie ein prägender Faktor für die Region und die hier ansässige Bevölkerung. Erst 2005 wurde sie geschlossen und in den letzten Jahren wieder durch umfassende Revitalisierungsmaßnahmen neu belebt. Herr und Frau Wanderlich haben zwar der Pfeilburg einen kurzen Besuch abgestattet, die mächtigen Tore blieben aber aufgrund der Feiertage leider verschlossen. Wer sich für Geschichte interessiert und dabei gerne an der frischen Luft ist, dem und der wird der Augustiner-Weg mit Sicherheit gefallen.
Text- und Bildschmiede:
Herr und Frau Wanderlich. Ohne deren ausdrückliche Genehmigung keine Vervielfältigungen oder jegliche Nutzung privater oder kommerzieller Natur erlaubt. Siehe auch Impressum.
Herr und Frau Wanderlich. Ohne deren ausdrückliche Genehmigung keine Vervielfältigungen oder jegliche Nutzung privater oder kommerzieller Natur erlaubt. Siehe auch Impressum.
|
|