Das haben sich Herr und Frau Wanderlich jedenfalls gedacht, als sie letztens zufällig in der kleinen Ortschaft im Bezirk Hollabrunn gelandet sind. Sie wollten ihren Besuch im Theater des Westlichen Weinviertels spontan mit einer hübschen kleinen Wanderung verbinden – und da fiel die Wahl auf die 800-Seelengemeinde in Niederösterreich.
Die gut dreistündige Rundwanderung beginnt und endet an der Bahnstation Breitenwaida. Vorbei an einem etwas in die Jahre gekommenen Gasthaus, führt der Weg durch ländliches Idyll und eine alte romantische Kellergasse auf einen Hügel hinauf. Genauer gesagt auf den 301 Meter hohen Pankrazberg, der eine bewegte Geschichte vorzuweisen hat. Einst das Hügelgrab eines wohlhabenden Fürsten, dann befestigter Adelssitz, wurde er schließlich zum spätmittelalterlichen Kapellenberg. Heute genießt man von dem Plateau einen sagenhaften Rundumblick über die weitläufigen Wiesen, Felder und Wälder der Umgebung.
Aufgrund des dort vorkommenden Trockenrasens wurde der „Pankrazi“ mittlerweile zum Schutzgebiet erklärt. Herr und Frau Wanderlich konnten sich dank der Informationstafel vor Ort etwas näher in die Historie einlesen und fanden Gefallen an der Tatsache, dass Pankratius nicht nur einer der fünf Eisheiligen, sondern auch Patron der Ritter und Jugendlichen zu sein scheint.
Von hier wandert man nun einen Weg zwischen Wald und Weinbergen entlang, bis zu einer kleinen Rastbank, die dank der Hinweisschilder „Ötscherblick“ und „Kreisgrabenblick“ eine Sichtung besagter Höhepunkte verheißt. Den Berg konnten Herr und Frau W leider trotz guter Sichtverhältnisse nicht ausmachen und auch beim Kreisgraben gab es aufgrund der üppigen Vegetation ein paar visuelle Unsicherheiten.
Der „Tut gut“-Wanderweg Nr. 2, von dem hier die Rede ist, macht nun eine Schleife durch’s Raintal, wo in den 1990-er Jahren ein mittlerweile etwas gruselig anmutender Waldlehrpfad angelegt worden ist. Die hölzernen Stationen sind schon etwas verwittert und man getraut sich nicht bei jeder Infobox das mit Spinnenweben verhangene Türchen zu öffnen. Zum Glück haben die Wanderlichs Nerven aus Stahl und ließen sich auch von diversen (mumifizierten) tierischen Überresten nicht erschrecken, die hier zu Anschauungszwecken angenagelt wurden.
Ansonsten ist das Weglein durch den Wald recht beschaulich und man landet wieder auf demselben Wegstück wie vor der Abzweigung. Man geht ein paar Minuten auf gleicher Strecke zurück und trifft dann linkerhand und leicht bergab auf einen Feldweg. Ab hier folgt man den Schildern des „Tut gut“-Wanderweges Nr. 3. Durch schier endloses Ackerland und idyllische Hügellandschaft führt der Weg dann über eine Fahrstraße hinüber an den Göllersbach. Dort steht noch die Pläßmühle, eine von damals 40 Mühlen der Region, die noch bis in die 1960-er Jahre in Betrieb waren.
Ein eigener Themenweg säumt das unscheinbare Bächlein und führt so recht kurzweilig an den Ausgangspunkt in Breitenwaida zurück. 14.710 Schritte sollen es übrigens insgesamt sein, die man mit dieser Rundwanderung absolviert. Herr und Frau Wanderlich wollten die Zahl voll machen und bauten auf dem Nachhauseweg noch einen kleinen Abstecher zu der Kreisgrabenanlage Puch ein, die man vom erwähnten Aussichtsbankerl sehen hätten sollen.
Es handelt sich dabei um die Umrisse einer 7.000-jährigen Ringgrabenanlage mit dem so genannten „Tor zum Neolithikum“ – ein Kunstwerk von Irena Ráček aus dem Jahr 2003. Die in der mittleren Jungsteinzeit errichtete Rondelle (in 300 Meter Entfernung befindet sich auch noch der Kreisgraben Kleedorf) besitzt einen zweifachen Kreisgraben mit drei parallel verlaufenden Gräben.
Diese ringförmigen Graben- und Wallkonstruktionen stellen vorgeschichtliche Erdwerke dar, sind jedoch durch die intensive Landwirtschaft in Mitteleuropa mittlerweile größtenteils fast vollkommen eingeebnet worden. So leider auch die Anlage von Puch, die stark überwachsen ist und nur noch anhand spärlicher Umrisse und einer ausgebleichten Informationstafel Zeugnis ihrer ursprünglichen Größe gibt.
Zusammenfassend können Herr und Frau Wanderlich sagen, dass ein Ausflug in diese Region allemal lohnt. Es lässt sich wunderbar durch weitläufige Felder, Weingärten und Wälder flanieren, welche in eine liebliche und abwechslungsreiche Hügellandschaft eingebettet sind.
Text- und Bildschmiede:
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