Scheibbs – Neustift – Kienberg – Gaming (15 km)
Am zweiten Tag hatten Herr und Frau Wanderlich eine wunderschöne Strecke vor sich, die aber auch schon einige Höhenmeter mehr bereithielt. Sie ließen Scheibbs hinter sich und stapften im Nachbarort Neustift zunächst an dem auf einer idyllischen Hochebene gelegenen Buddhistischen Zentrum vorbei. Kein schlechter Platz, um sich ein wenig zurückzuziehen und zu meditieren.
Wanderlichs machen das aber gerne beim Gehen in der Natur, deshalb führte sie der Weg auch weiter und am zauberhaften Schloss Ginselberg vorbei, ehe sie im Wald auf die Lourdesgrotte von Heinrich Graf Schönfeldt aus dem Jahr 1903 an der Ursprungsquelle stießen. Ab hier geht es durch ein wildromantisches Bachbett mehr oder weniger steil bergauf.
Die zwei hatten Glück, dass es über Nacht ein wenig abgekühlt hatte, denn hier waren der Wald und die Vegetation recht dicht und die Luftfeuchtigkeit dementsprechend hoch. Dschungelfeeling im niederösterreichischen Mostviertel – die hier ansässigen Stechmücken hatten aber noch den Schlaf in den Augen und verpassten somit den Aufstieg der beiden Wanderer.
Die Via Aqua verläuft nun bis Kienberg auf einem wunderbaren bewaldeten Höhenrücken, auf schmalen Weglein immer im oder am Wald entlang. Herr und Frau Wanderlich genossen die Ruhe auf dieser menschenleeren Strecke und auch die Luft hier oben war angenehm frisch und kühl. Die einzige Gesellschaft boten ein paar friedfertige Kühe und ein kühner Hofhund.
In Kienberg gab es dann gleich mehrere interessante Dinge zu bestaunen. Zunächst das aus der Zeit gefallene Bahnhofsgelände mit dem nostalgischen Ötscherland Express, etwas weiter am Weg entlang dann die überwucherten Überreste des ehemaligen „Weghammers“. Vermutlich als Hammerschmiede gegründet, wurde das Industriegebäude 1832 ausgebaut und fand in den folgenden Jahren als Walzwerk, Gasröhrenfabrik und Tempergießerei Verwendung.
Später wurde das Gelände von der Firma Worthington Industries übernommen, die bis heute am Standort Kienberg Stahlflaschen produziert. Die Eigentümerin, Frau Outhwaite plant angeblich eine Revitalisierung der verfallenen historischen Gebäude – unter anderem auch das Hammerherrenhaus und spätere Arbeiterwohnhaus sowie die Stauteiche entlang der Liegenschaft.
Herr und Frau Wanderlich’s Interesse war jedenfalls geweckt und sie inspizierten im Vorbeigehen das ehemalige Fabriksgelände. Hier trifft man auch endlich wieder auf die Erlauf, die einen dann sozusagen munter plätschernd bis nach Gaming hinein begleitet, wobei man das letzte Wegstück durch eine zauberhafte Allee zurücklegt.
Die flächenmäßig zweitgrößte Gemeinde Niederösterreichs liegt auf einer alten Handelsstraße, die einst vom steirischen Erzberg über den Grubberg bis ins Alpenvorland führte. Wahrzeichen von Gaming ist sicherlich die mächtige Kartause (früher zeitweise eine der größten Europas), ein ehemaliges Kartäuserkloster aus dem Jahr 1330, das vor seiner Auflassung durch Joseph II etwa 500 Mönche und 65 Prioren beheimatete.
Herr und Frau Wanderlich quartierten sich kurzerhand in diesen ehrwürdigen Gemäuern ein. Nicht nur deshalb, weil die Kartause unmittelbar auf der Route der Via Aqua liegt, sondern auch wegen dem gemütlichen Gastgarten und der hauseigenen Brauerei. Gaming gilt ja als „GeBIERgsdorf“ hierzulande, denn hier findet man nicht nur zwei Brauereibetriebe, sondern auch die Vereinigung der „Bierbriada“, den Bierkirtag, einen Bierbrunnen und sogar einen eigenen Wanderweg, den „GeBIERgsweg Gaming“.
Text- und Bildschmiede:
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