Alle Wege führen nach Mariazell. So kam es Herr und Frau Wanderlich zumindest vor, als sie die mehrtägige Wanderung in den wohl bedeutendsten Wallfahrtsort Österreichs planten. Es gibt insgesamt sechs offizielle Mariazeller Wege – und zwar von Wien, NÖ, Burgenland, OÖ, Kärnten und Steiermark, die alle mit der Nummer 06 gekennzeichnet sind. Die Wanderlichs wollten aber auf historischen Pfaden wandeln und folgten demnach der „Heiligen Straße“ (Via Sacra), die einen etwas anderen Wegverlauf nimmt als der so genannte Wiener Wallfahrerweg.
Begonnen hat die 4-tägige Pilgerreise in Mödling bei Wien, genauer gesagt in Hinterbrühl. Anfangs war der Weg leider nicht eindeutig markiert, weshalb die wackeren Wanderlichs den ersten Einstieg verpassten und erst einige Zeit später auf die originale Spur stießen. Kein großes Malheur und bei bestem Wetter und ebenso guter Laune zogen die zwei gen Heiligenkreuz, wo eine erste Rast fällig war. Der Zisterzienserstift mit seinem Kloster ist wirklich beeindruckend, obwohl für längere Besichtigungen leider keine Zeit blieb – der Weg bis zum ersten Etappenziel in Kleinmariazell war noch fern.
Bis zum Peilstein verlaufen die Via Sacra und der Wiener Wallfahrerweg 06 parallel, bevor sich letzterer dann in zwei Alternativrouten aufspaltet. Eine Teilstrecke verläuft gemeinsam mit der historischen Route bis zur Araburg, wo sich dann aber endgültig die Wege trennen. Herr und Frau Wanderlich ließen es aber nach 9 Stunden Gehzeit erst einmal in Kleinmariazell gut sein und den langen Tag im gemütlichen Gastgarten vom hiesigen Kirchenwirt ausklingen.
Frisch gestärkt ging es am nächsten Morgen weiter über Kaumberg zur Ruine Araburg auf knapp 800 Höhenmetern. Da kamen Herr und Frau Wanderlich bereits ordentlich ins Schwitzen! Aber der aussichtsreiche Höhenweg lohnt die Strapazen allemal. Nach abermals 9 Stunden Gehzeit erreichten die armen Pilger völlig erschöpft den Ort Wiesenfeld, wo sie praktischerweise bei Herrn Wanderlichs Eltern Unterschlupf fanden und auch noch wunderbar verköstigt wurden.
Ausgeruht und zum Glück mit blasenfreien Füßen begannen die beiden Tag 3 bereits in Lilienfeld, da sie noch den Zisterzienserstift besuchen wollten. Seit Anbeginn der Pilger- und Wallfahrtstradition markiert die älteste mittelalterliche Klosteranlage Österreichs einen wichtigen Zwischenstopp an der Via Sacra. Diese Etappe sollte nur bis Türnitz führen, was trotz einiger Umwege (verirren ist menschlich) bereits nach gut 5 Stunden erreicht war. Diesmal blieb im Hotel „Goldener Löwe“ noch richtig viel Zeit zum Erholen.
Mit Tag 4 war bereits die letzte Etappe des Weitwanderweges angebrochen und die sollte es auch noch einmal ordentlich in sich haben. Ab Türnitz gibt es zwei verschiedene Wegvarianten, wovon eine über den Anna- und Josefsberg nach Mariazell führt und die andere über die Falkenschlucht, Ulreichsberg und Bürgeralpe. Herr und Frau Wanderlich entschieden sich für letztere, wobei man hier auch wieder auf den Wiener und Niederösterreichischen Wallfahrerweg trifft.
Annähernd 8 Stunden Gehzeit brachte dieser letzte Wandertag noch mit sich und auch wieder etliche Höhenmeter in – für diese Jahreszeit eher ungewohnter – hochsommerlicher Hitze. Der Hubertussee an der Strecke wirkte zwar einladend, konnte aber keiner Erfrischung dienlich sein. Also zogen die Wanderlichs tapfer weiter bis nach Mariazell, wo sie den leeren Proviantsack sogleich mit dem legendären Pirker Lebkuchen auffüllten. Die Besichtigung der Basilika mit ihrer 850 Jahre alten Geschichte war natürlich ebenfalls Pflicht und trotz langem Wochenende hielten sich die Menschenmassen in Grenzen.
Stolz, trotz schmerzender Schultern und Beine, blickten die beiden auf die vergangenen 4 Tagesetappen zurück und dankten der Magna Mater Austriae, auf ihrem Weg vor gröberem Unbill verschont geblieben zu sein. Zurück ging es übrigens mit der berühmten schmalspurigen Mariazellerbahn via St. Pölten nach Wien.
Wanderlich’s Fazit: Gut 120 Kilometer Fußmarsch, reich an historischen Stätten und etlichen Naturjuwelen. Trotz der berühmten und größtenteils auch wunderbar ausgeschilderten Route nahezu menschenleer erlebt. Wer die Strecke in 4 Tagen absolvieren möchte, sollte aber schon eine gewisse Kondition mitbringen, vor allem die Höhenmeter haben es nämlich durchaus in sich. Frau Wanderlichs leicht obsessive Gewogenheit zu Wanderstempeln jeglicher Art wurde hier ausreichend befriedigt. Wer brav sammelt, dem gebührt sogar eine eigene Wandernadel für die absolvierten Strapazen!
Wanderlich’s Fazit: Gut 120 Kilometer Fußmarsch, reich an historischen Stätten und etlichen Naturjuwelen. Trotz der berühmten und größtenteils auch wunderbar ausgeschilderten Route nahezu menschenleer erlebt. Wer die Strecke in 4 Tagen absolvieren möchte, sollte aber schon eine gewisse Kondition mitbringen, vor allem die Höhenmeter haben es nämlich durchaus in sich. Frau Wanderlichs leicht obsessive Gewogenheit zu Wanderstempeln jeglicher Art wurde hier ausreichend befriedigt. Wer brav sammelt, dem gebührt sogar eine eigene Wandernadel für die absolvierten Strapazen!
Text- und Bildschmiede:
Herr und Frau Wanderlich. Ohne deren ausdrückliche Genehmigung keine Vervielfältigungen oder jegliche Nutzung privater oder kommerzieller Natur erlaubt. Siehe auch Impressum.
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