Warum in die Ferne schweifen, wenn man auch so viele schöne Wandermöglichkeiten vor der eigenen Haustüre hat. Herr und Frau Wanderlich haben sich diesmal für einen etwa 20 Kilometer langen Rundwanderweg am Stadtrand von Wien entschieden, für den man ungefähr 5 Stunden Gehzeit einrechnen sollte.
Starten kann man gemütlich am Bahnhof Hadersdorf, der gut mit der Sbahn zu erreichen ist, aber auch ausreichend Parkmöglichkeiten für die Anreise mit dem Automobil bietet. Hier muss man gleich nach den bunten Markierungen und gelben Hinweisschildern Ausschau halten, die einen vorbei an einem alten Gasthof über die Kunersdorf- und Postgasse auf die Mauerbachstraße führen.
Man spaziert zunächst am ehrwürdigen Schloss Laudon vorbei, ein barockes Wasserschlösschen in Hadersdorf, das nach außen eher wie ein modernes Seminargebäude wirkt. Eine nähere Besichtigung war den neugierigen Wanderern leider verwehrt geblieben. Also weiter auf dem Weg, der bald rechts von der Straße in den Wald hinein abzweigt, wo er dann um die weitläufige Baumschule Mauerbach herumführt.
Zunächst passiert man den Heimito von Doderer-Gedenkstein, der an das einstige Laudon’sche Forsthaus erinnert, in dem der berühmte Schriftsteller 1896 geboren wurde. Geschichtsträchtig geht es weiter zu den Türkensteinen – osmanische Marmortafeln, die Feldmarschall Laudon zur Ausgestaltung seiner geplanten Grabstätte aus Belgrad importieren ließ. Seine Witwe durchkreuzte jedoch diese Pläne mittels eines klassizistisch geschaffenen Grabdenkmals, das man ein Stück weiter als „Gideon-Laudon-Grab“ bestaunen kann.
Von hier ist es nicht mehr weit in den Wiener Kasgraben, wo noch weitere Stadtwanderwege abzweigen. Herr und Frau Wanderlich folgten aber diesmal nicht den Schildern Richtung Mostalm und Sophienalpe, sondern dem Fußweg nach Vorderhainbach. Durch duftende Bärlauchwälder gelangten die beiden schließlich wieder an die Mauerbachstraße, der man nun bis zur Hohen Wand Wiese folgt. Hier befindet sich übrigens auch Wiens einzige Ski-Anlage und Sommerrodelbahn.
Anschließend muss man ein kurzes Stück auf der Hauptstraße in Kauf nehmen, aber bei der Pizzeria „Mia Bella“ zweigt der Weg zum Glück schon wieder rechts ab und man wandelt auf lieblichen Wald- und Wiesenweglein den Steinbach entlang ins gleichnamige Tal. Richtung Steinbach und auf den Allerheiligenberg hinauf verläuft auch die Wiener Landesgrenze. Herr und Frau Wanderlich waren ganz verzaubert von dem strahlend sonnigen Frühlingstag und sogen den lieblichen Duft der unzähligen blühenden Bäume und Sträucher ringsumher ein.
Bald macht der Weg einen Linksknick auf die Steinbachstraße, um dann gleich darauf rechterhand in einen lichten Laubwald hineinzuführen. Hier sind die Markierungen mitunter etwas irreführend, aber man kann zunächst sowohl Weg Nr. 3 auf den Allerheiligenberg sowie Weg Nr. 21 Richtung Mauerbach folgen. Herr und Frau Wanderlich entschieden sich für den kleinen Umweg über die Kartause Mauerbach (über Weg 3 und 21 möglich), wobei sie auf dem Allerheiligenberg noch eine kurze Rast einlegten. Hier oben stand einst eine alte Pfarrkirche, die aber leider bereits vor vielen Jahren abgetragen wurde.
Am Ende des Mauerbachtales, im so genannten Allerheiligental, liegt dann eingebettet die hübsche barocke Kartause, die zu den bedeutendsten ihrer Art in Österreich gehört und deren Kreuzgang in der Klosteranlage sogar zu den längsten in ganz Europa zählt. Das Kartäuserkloster wurde 1313 von dem Habsburger-Herzog Friedrich dem Schönen gestiftet und gehört nicht umsonst zu den großen Baudenkmälern Niederösterreichs.
Mehr noch, zu seiner Blütezeit im Spätmittelalter war das Kloster eines der wichtigsten und wohlhabendsten im Land. Zwei Türkenbelagerungen, ein Erdbeben und der Krieg setzten den ehrwürdigen Gemäuern jedoch ordentlich zu. Ende des 18. Jahrhunderts wurde die Kartause zu einem Armenhospital „zur Unterbringung der Armen, Gebrechlichen oder sonst eckelhaft Kranken“ aus den Wiener Spitälern umgewidmet, nach 1945 zu einem Obdachlosenasyl.
Über viele Jahre widmete man sich dann aber wieder der Rekonstruktion und liebevollen Restaurierung des ursprünglichen Erscheinungsbildes. Auch wenn die „weißen Mönche“ der Kartäuser hier nicht mehr ihr entbehrungsreiches Dasein fristen – sie führten ein eremitisches Leben in Einzelzellen, dem Gebet gewidmet mit lebenslangem Schweigegebot und strengen Fastenregeln – so ist der Geist der Vergangenheit wieder unmittelbar spürbar.
Herr und Frau Wanderlich verließen nur ungern diesen wunderbaren Ort der Ruhe und kehrten erneut auf dem Weg 21 bis Kreuzbrunn zurück. Hier folgt man zunächst der Waldgasse auf den Anschlussweg 2A, der gemütlich parallel zur Hauptstraße durch den Wald führt.
Der weitere Verlauf über die Augustinerwaldgasse und Kampfstraße führt am idyllischen Mauerbach entlang mitten durch den Laudonschen Wald. Man verlässt den üppig grünen Forst und kreuzt den Erdburgweg, um auf der Buchberg- und Laudonstraße wieder zum Bahnhof Hadersdorf zurück zu wandern.
Eine schöne Runde, die man in unterschiedlichen Varianten und Kombinationsmöglichkeiten gehen kann und die nur wenige kurze Straßenabschnitte beinhaltet. Herr und Frau Wanderlich können den Besuch der Kartause ebenfalls sehr empfehlen, wo es auch die Möglichkeit zu einer Einkehr gibt.
Text- und Bildschmiede:
Herr und Frau Wanderlich. Ohne deren ausdrückliche Genehmigung keine Vervielfältigungen oder jegliche Nutzung privater oder kommerzieller Natur erlaubt. Siehe auch Impressum.
|
|