Herr und Frau Wanderlich hatten ein wenig Ruhe nötig und verbrachten deshalb den heurigen Jahreswechsel ganz entspannt und fernab von allem im beschaulichen Waldviertel. Mehr noch, sie hatten sich ein gemütliches Häuschen mitten in der Natur gemietet, wo ihnen nur ein paar Vierbeiner Gesellschaft leisteten. Die Krönung war ein zahmes Rehböcklein, welches man immer wieder auf seinen Streifzügen im umliegenden Forst antraf.
Für diese Jahreszeit und Höhenlage zwar untypisch, aber dem sich wandelnden Klima geschuldet, gab es Anfang Jänner bereits frühlingshafte Temperaturen. Da zog es die Wanderlichs ohne Frage hinaus zu einer abwechslungsreichen Halbtagestour. Die Rede ist von der gut 15 Kilometer langen „Kleinen Schmetterlingsrunde“, für die man ungefähr 4 Stunden Gehzeit einplanen sollte.
Offiziell startet die Rundwanderung am öffentlichen Parkplatz an der Bundesstraße in Langschlag, gegenüber der Raiffeisen Bank, wo es auch eine entsprechende Informationstafel gibt. Hier befindet sich zudem die Haltestelle für den Waldviertelbus WA32 (Zwettl-Karlstift). Man kann aber natürlich überall entlang der Route einsteigen und deshalb ließen Herr und Frau Wanderlich ihren Ausflug direkt vor der Haustüre beginnen, mitten im Langschlägerwald.
Von hier geht man noch ein Stückchen zu Fuß auf einem Waldweg und dann entlang einer unbefahrenen Straße, bis man an die Wegkreuzung bei Bucheck trifft. Hier finden sich noch die Überreste des ehemaligen Schmetterlingsparadieses – eine beeindruckende Anlage, die auf den ersten Blick mehr einer hölzernen Festung gleicht. Ein Linzer Unternehmer hatte hier auf fast vier Hektar Fläche ein wahres Refugium für die kleinen Flattermänner geschaffen. Mehr als 500 verschiedene Arten fanden in dem gigantischen Themenpark ein Zuhause, bis die Liebhaberei 2011 leider nicht mehr finanziert werden konnte.
Herr und Frau Wanderlich waren beeindruckt von dem Konzept eines eigenen Naturparks für diese possierlichen Fluginsekten, irgendwo im Nirgendwo des Waldviertler Hochlandes. Langschlag liegt nämlich zwischen 750 und 1.015 Metern Seehöhe und hat somit auch den höchstgelegenen Bauernhof des nördlichen Waldviertels zu bieten – womöglich eine weitere Lokalattraktion. Jetzt mussten sich die Wanderlichs aber sputen, denn im Winter sind die Tage kurz und sie hatten noch einen langen Weg vor sich.
An der Kreuzung trennen sich nun die Kleine und Große Schmetterlingsrunde, obwohl die beiden Wegstrecken mancherorts auch wieder aufeinandertreffen. Der gelb markierte Weg Nr. 93 führt nun jedenfalls über Bucheck nach Kainrathschlag, auf die andere Talseite des Zechbaches. Man darf die reizvolle Hügellandschaft des Waldviertels nicht unterschätzen, denn durch das stetige Auf und Ab gilt es auch bei dieser Rundwanderung gut 300 Höhenmeter zu bewältigen. Ach ja - Bisons gibt es hier natürlich auch...
Die nächste Station ist dann bereits Langschlag, das neben der Waldviertler Schmalspurbahn auch das längste Brett der Welt beheimatet. Sensationen, wohin das Auge blickt! Man durchquert die hübsche Ortschaft und wandelt wieder auf beschaulichen Waldweglein. So gelangt man zum verfallenen Kerbelhof, dem ehemaligen Meierhof einer benachbarten Burg, der wahrscheinlich im 17. Jahrhundert schlossartig ausgebaut wurde. Manche Gebäude existieren nicht mehr oder sind stark baufällig, ein Teil des Hofes wird aber scheinbar wieder renoviert.
Von hier führt die Kleine Schmetterlingsrunde entlang des Waldlehrpfades Nr. 94 weiter nach Kothores, vorbei an einem idyllischen Waldteich zum Mayerhof, wo man den Waldlehrpfad auch schon wieder verlässt. Ein schmales Weglein führt nun oberhalb der Alten Fabrik und Villa Harruck nach Kleinpertholz am Südhang des Schabesberges. Hier kann man auch noch einen Abstecher zur Klauskapelle machen, dem ehemaligen Bade- bzw. Lusthäuschen der Fabriksbesitzer-Gattin.
1933 ersteigerte ein Gastwirt-Ehepaar aus Harruck das bezaubernde Grundstück und ließ das Häuschen später zum Gedenken an ihren gefallenen Sohn in eine Kapelle umwidmen. Wer die Glocke der Klauskapelle bei einmaligem Ziehen des Seiles drei Mal zum Läuten bringt, dessen Wunsch soll in Erfüllung gehen. Ein kurzes Wegstück entfernt liegt ein ehemaliger 24 Tonnen schwerer Wackelstein, der 2011 jedoch nach einem beherzten Wackelversuch eines Wanderers umkippte und in zwei Teile zerbrach.
Da die Sonne bereits ziemlich tief stand, mussten sich Herr und Frau Wanderlich nun ein wenig beeilen, damit sie nicht im Finsteren durch den Wald tappen würden. Also flugs vorbei am Opferstein – hier kreuzt auch der Opfersteinweg Nr. 95 – und noch einmal ein Stück bergauf zum Hochstegenberg (925 m). Die Schmetterlingsrunde führt weiter nach Lamberg und wieder zurück an die Wegkreuzung bei Bucheck. Wanderlichs nahmen von hier eine Abkürzung querfeldein, um wieder zu ihrem Refugium im Langschlägerwald zu gelangen.
Eine interessante Begebenheit, die man hier in den weitläufigen Wäldern des Waldviertels antrifft, sind einerseits eine bemerkenswerte Anzahl kolossaler Ameisenhaufen und andererseits spezielle Schutzmaßnahmen derselben. Entlang der Wegstrecke finden sich immer wieder kleine Pyramiden im Wald, die man beherzt über die Bauwerke der emsigen Insekten gestülpt hat.
Text- und Bildschmiede:
Herr und Frau Wanderlich. Ohne deren ausdrückliche Genehmigung keine Vervielfältigungen oder jegliche Nutzung privater oder kommerzieller Natur erlaubt. Siehe auch Impressum.
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