Dieses Mal geht es mit Herr und Frau Wanderlich ans „Nordkap der Alpen“. Der 11 km lange Stadtwanderweg 1a führt nämlich auf den markanten Bergrücken des Leopoldsberges im Nordwesten Wiens hinauf – mit seinen 425 Höhenmetern vielleicht nicht wirklich „alpin“, aber dafür sehr geschichtsträchtig und der Ausblick auf die Stadt, die Donau und die umliegenden Landschaften ist einfach grandios.
Beginnen kann man gemütlich vom Nußdorfer Platz, der mit Bus, Schnell- und Straßenbahn gut erreichbar ist. Von hier folgt man der Donaustrandpromenade am Wasser entlang bis zum legendären Kahlenbergerdorf. Das 1135 erstmals erwähnte „Dörfl“ hat sich bis heute sein geschlossenes, mittelalterliches Ortsbild erhalten und liegt malerisch eingebettet in die steilen Rieden des Stiftsweingutes von Klosterneuburg. Auch heute ist hier noch die lange Weinbautradition zu spüren und es gibt unzählige Heurige, die zur Einkehr einladen.
Herr und Frau Wanderlich ließen sich aber nicht verführen und erklommen den doch recht steilen Nasenweg, der seinen Namen von der zur Donau hin abfallenden Form des Bergrückens bekommen hat. Hier sei erwähnt, dass es sich um den einzigen mit architektonischen Mitteln gestalteten Fußweg Österreichs handelt! Der Aufstieg auf den Leopoldsberg ist aber auch wirklich speziell, nicht nur wegen der hier ansässigen seltenen Flora und Fauna, sondern allein wegen dem wunderbaren Panorama. Zwischen den vielen Stiegen gibt es immer wieder Aussichtskanzeln und Sitzbänke, die den Blick auf Wien, den Donaulauf, den gegenüber liegenden Bisamberg und das sich dahinter auftuende Weinviertel freigeben.
Endlich oben angekommen, waren Herr und Frau Wanderlich hoch erfreut, dass der langjährige Dornröschenschlaf der Burganlage Leopoldsberg vorüber zu sein schien. Nach umfangreicher Restaurierung erstrahlt die ehemalige Babenberger- und spätere Habsburger-Feste nun wieder in neuem Glanz und ist in den Sommermonaten der Öffentlichkeit zugänglich. Gastwirtschaft gibt es zwar keine mehr, dafür einen schmucken Barockgarten, ein kleines Museum sowie zu mietende Säle für diverse Veranstaltungen.
Wanderlichs genossen die Spätsommersonne und den herrlichen Rundumblick auf Klosterneuburg, Korneuburg und die gesamte Wiener Pforte. Der Leopoldsberg war früher Sitz einer Keltensiedlung, diente als Bollwerk in Zeiten der Türkenbelagerungen und lässt im historischen Burgareal auch die mittelalterliche Vergangenheit wieder spürbar werden.
Von der eher beschaulichen Atmosphäre taucht man nun direkt in den Ausflugs-Trubel am Kahlenberg ein, der vor allem an Wochenenden gut besucht ist. An der Höhenstraße kommt man an der Josefinenhütte vorbei, dem Hochseilklettergarten und dem Aussichtsplatz Kahlenberg samt Kirche, Kiosks und Restaurants. Herr und Frau Wanderlich ließen die Menschenmassen aber rasch hinter sich und verschwanden wieder in die unendlichen Weiten des Wienerwaldes.
Der Weg führt nun stetig bergab durch weitläufige Weingärten – samt gemütlichen Heurigenbetrieben, die natürlich bei Schönwetter ebenfalls stark frequentiert sind. Kein Wunder bei der tollen Lage und dem herrlichen Ausblick. Frau Wanderlich hätte zwar gerne den frischen Sturm verkostet, aber Herr Wanderlich mahnte sie an die rasch schwindende Herbstsonne und den Rückweg. Also über den Waldbachsteig zurück ins Kahlenbergerdorf, wobei man noch einen Lehrweingarten passiert.
Herr und Frau Wanderlich trabten nach knapp 3.5 Stunden Gehzeit gemütlich am Donauufer entlang nach Nußdorf zurück. Hier befand sich übrigens bis 2004 das Nussdorfer Brauhaus, eine riesige Bierbrauerei samt Gaststätte, die über viele Generationen von der Familie Bosch betrieben wurde. Das Areal liegt schon lange brach und verfällt leider zunehmend. Aber um alles können sich Herr und Frau Wanderlich nun wirklich nicht kümmern.
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