Herr und Frau Wanderlich lieben den Herbst – die bunten Farben, die Luft und das Licht sind einfach unvergleichlich zu dieser Jahreszeit. Normalerweise besuchen sie Kritzendorf ja eher in den wärmeren Monaten, um im Strombad gegen die Naturgewalten der Donau anzuschwimmen und sich anschließend die Sonne auf den Bauch scheinen zu lassen. Diesmal haben die zwei aber beschlossen, ein wenig die Umgebung zu erkunden und zwar auf dem Riedenwanderweg.
Die 1 ½-stündige Runde wurde 1998 vom hiesigen Weinbauverein errichtet und mit diversen Infotafeln entlang der Strecke ausgestattet. So erfährt man interessante Geschichten über die verschiedenen Rebsorten und den Weinbau in der Region. Man gelangt ganz unkompliziert mit der S-Bahn nach Kritzendorf bei Klosterneuburg, kann aber auch mit dem eigenen Automobil anreisen – kostenlose Parkmöglichkeiten gibt es etwa in und um die Neudauerstraße unweit des Wanderweges.
Herr und Frau Wanderlich starteten von Oberkritzendorf aus, wo der Wanderweg durch die gegen Höflein gelegenen Weinrieden führt. Hier tun sich schöne Ausblicke nach Korneuburg, zum Bisamberg und über den Stift Klosterneuburg bis nach Wien auf. Den Hoheneggersteig ein Stück bergauf, geht der asphaltierte Weg dann bald in ein netteres Waldweglein über. Inmitten herbstlich bunter Bäume gelangten die Wanderlichs zu der kleinen St. Paula Kapelle, die zum Andenken an eine wohlhabende Kritzendorferin errichtet wurde, und folgten dem Weg weiter durch den Wald.
Ein interessanter historischer Platz, der über einen kleinen Umweg von der Hauptroute zu erreichen ist, ist der „Türkische Backofen“. Als die Osmanen im Jahr 1683 zum zweiten Mal Wien belagerten, drangen sie dabei auch bis nach Kritzendorf vor. Die Einheimischen versteckten sich angeblich in diesem niedrigen gemauerten Stollen in der Terrassenmauer eines Weingartens im Wald – und buken hier vermutlich auch gleich ihr Brot. Herr und Frau Wanderlich gefällt die Kombination aus Wandern und Geschichte, und als krönender Abschluss kann der Riedenwanderweg noch mit einem Besuch bei einem der unzähligen Heurigen oder einer Weinverkostung bei den Kritzendorfer Winzern kombiniert werden.
Die beiden zog es aber diesmal ans Wasser, weil die Nachsaison auch einen ganz besonderen Reiz haben kann. Das Strombad Kritzendorf wurde 1903 als eines der ersten Freiluftbäder Österreichs vom Verschönerungs- und Geselligkeitsverein „Die Linde“ errichtet. Die Anlage am rechten Donauufer wurde bald zu einem beliebten Ausflugsziel der WienerInnen, wobei sich hier in der Zwischenkriegszeit alle Gesellschaftsschichten tummelten. Im bis heute erhaltenen Strandpavillon spielten sogar die Wiener Symphoniker auf.
Das Bad wird zwar seit 1977 nicht mehr offiziell betrieben, die Liegewiese ist jedoch frei zugänglich und wird im Sommer immer noch gerne von zahlreichen Gästen genützt. Auch Herr und Frau Wanderlich machen davon öfter Gebrauch und pritscheln in den erfrischenden Stromschnellen der Donau. Dazu der Hauch der Geschichte, ein kleiner Kiosk und immer ein freies Plätzchen mit Blick auf das Wasser – ein kleines Stück Freiheit unweit der Großstadt.
Text- und Bildschmiede:
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