Herr und Frau Wanderlich lieben die weiten Steppenlandschaften rund um den Neusiedlersee. Immer wieder zieht es die zwei zum Baden oder zu diversen Erkundungen in diese einmalige Gegend im Burgenland – diesmal sind sie von Mörbisch mit der Fähre nach Illmitz ans gegenüberliegende Seeufer gereist.
Ihr Ausflug liegt schon einige Zeit zurück, deshalb konnten die Wanderlichs auf ihrer Überfahrt nicht nur die spektakuläre Bühne der Seefestspiele Mörbisch bestaunen, sondern auch die 14 Meter hohe Freiheitsstatue aus Styropor – Kulisse für das Musical „West Side Story“ und nach dem Original in New York die zweitgrößte der Welt.
Generell bot der 315 km² Steppensee an diesem Tag außergewöhnliche Stimmungen und Fotomotive, was auch den neugierigen Möwen zu verdanken war, die auf der Suche nach Futter kreischend um die bunten Boote kreisten. Einzelne Wind- und Kitesurfer vervollständigten das Bild vom perfekten Tag am Wasser.
Am Ostufer gelandet, spaziert man zunächst einmal am Strandbad vorbei und ein Stück die asphaltierte Seegasse entlang. Wer sich nicht anstrengen möchte, kann natürlich auch eine Pferdekutsche nehmen und sich zu diversen Sehenswürdigkeiten der Region oder gleich zu einer Buschenschank bringen lassen.
Herr und Frau Wanderlich wollten jedoch auf einem etwa 2-stündigen Rundweg die Salzlandschaft um den Illmitzer Zicksee erkunden. Höhenmeter gibt es hier keine zu bewältigen, aber schier endlose Wege in einer bis zum Horizont reichenden Ebene. Eine adäquate Kopfbedeckung sowie ausreichend Wasser und Proviant sind hier ein Muss, denn Sonne und Wind können kräftig sein und Einkehrmöglichkeiten sind nicht überall zu finden.
Das Gebiet um den Zicksee, welcher in den Sommermonaten meist komplett ausgetrocknet ist, gibt einen guten Einblick in die vom Salz geprägten Lebensräume und deren besondere Flora und Fauna. Diese artenreichen pannonischen Steppen, feuchten Brackröhrichte und kargen Salzpfannen konnten durch gezielte Beweidung bis heute erhalten werden.
Das Salz dieser Seen kommt übrigens aus dem Boden. Trocknen die Sodalacken und salzigen Überschwemmungsflächen aus, wird mittels des Kapillareffektes Salz aus einer tieferen Bodenschicht gezogen und es entstehen so genannte „Salzausblühungen“. Auch dem natronhaltigen Wasser des Zicksees werden Heilkräfte nachgesagt, Wanderlichs konnten sich aber leider nicht selbst davon überzeugen.
Bei Sandeck, etwa zwei Kilometer von Illmitz entfernt, gibt es dann noch die Möglichkeit die berühmten österreichisch-ungarischen weißen Esel zu besuchen. Das ließen sich Herr und Frau Wanderlich nicht zwei Mal sagen und stapften über einen markierten Feldweg kurzerhand in die Pampa.
Von der überaus seltenen Rasse – weltweit gibt es angeblich nur noch an die 300 Tiere – kann man mit etwas Glück hier im Nationalpark Neusiedlersee-Seewinkel eine kleine Herde inklusive Nachwuchs entdecken.
Die Bezeichnung „Barockesel“ tragen diese Tiere deshalb, weil sie vor allem im 17. und 18. Jahrhundert, also im Barock, gezüchtet wurden. Sie dienten der besseren Gesellschaft als Unterhaltung und Kindern adeliger Herkunft als Spielgefährten. Die Farbe Weiß galt zu jener Zeit als etwas ganz Besonderes, weiße Tiere wurden somit als Glücksbringer gesehen und standen für das Gute.
Bei genauerer Betrachtung sind die Vierbeiner aber nicht ganz weiß, sondern eher gelbstichig – „cremello“ nennt sich diese besondere Farbe. Und auch das Blau der Augen unterscheidet die Barockesel von gewöhnlichen Albinos. Heute sind sie fast ausgestorben, weshalb der hiesige Nationalpark Anfang der 1990-er Jahre das Zuchtprogramm in Illmitz ins Leben gerufen hat.
Herr und Frau Wanderlich verbrachten einige Zeit bei diesen eigenwilligen Geschöpfen und Madame bestieg sogar die Aussichtswarte – ein ehemaliger ungarischer Wachturm – der noch einmal einen beeindruckenden Blick in die Landschaft ermöglichte. Es gibt auch einen eigenen Rundwanderung zu den weißen Eseln in Sandeck, für den man ungefähr 1 ½ Stunden einplanen sollte.
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