Der Kahlenberg gilt nicht umsonst als Hausberg und eines der beliebtesten Ausflugsziele Wiens. Er ist gut zu erreichen, kann unzählige gemütliche Einkehrmöglichkeiten entlang der Wander- und Spazierwege vorweisen und von der 484 Meter hohen Erhebung bieten sich sensationelle Ausblicke auf die Stadt und die umliegende Landschaft. Herr und Frau Wanderlich sind schon viele Male hier gewesen, aber über die bewegte Geschichte des Kahlenbergs war ihnen bis dato nicht so viel bekannt. Der früher aufgrund seiner großen Wildschweinpopulation betitelte „Sau-„ oder „Schweinsberg“ wurde 1628 von Kaiser Ferdinand II. an den eremitisch lebenden Kamaldulenserorden verschenkt, welcher hier eine Klosteranlage mitsamt der heutigen Josefskirche errichtete. Das denkmalgeschützte Barockgebäude avancierte über die Jahre zu einer beliebten Wallfahrtskirche – vor allem für polnische Pilger, denn so richtig bekannt wurde der Wiener Hausberg nämlich erst durch den Polenkönig Jan Sobieski, der 1683 mit seinem Heer über den Kahlenberg zog und Wien im letzten Moment von den türkischen Belagerern befreite. Während dem Aufstieg von Nußdorf (Zahnradbahnstraße, Endstation Straßenbahnlinie D) durch die Weinberge und bewaldeten Höhen Döblings hatten die Wanderlichs ausreichend Zeit, ihre Gedanken in die Vergangenheit schweifen zu lassen. Am Beethovengang und der gleichnamigen -Ruhe begegnet man zudem den Spuren des genialen Komponisten und Musikers der Wiener Klassik und Romantik. Etwas mehr Lokalkolorit verspricht dann das Weingut Worseg in der Wildgrube, gleich nach dem Heiligenstädter Friedhof, das dem wohl bekanntesten Schönheitschirurgen der Stadt gehört. Auch das bunt-fröhliche Grundstück eines Künstlerkollektivs oder einer Hippiekommune (das konnten Wanderlichs leider noch nicht herausfinden) gibt es hier am Wegrand zu bestaunen. Der 19. Gemeindebezirk hat aber noch viel mehr zu bieten – wunderbare Weinanbaugebiete, Grinzinger Heurigenflair, nahezu unberührte Natur in den Weiten des Wienerwaldes, lauschige kleine Buschenschanken und natürlich die berühmte Höhenstraße aus dem Jahr 1935, die mit ihren 14.986 Kilometern als längste Straße Wiens gilt. Herr und Frau Wanderlich marschierten ein Stück den berühmten Fahrweg entlang hinauf zur Sulzwiese und weiter zur nächsten Sehenswürdigkeit – der Stefaniewarte. Im Jahr 1887 erbaut und nach der Gattin von Kronprinz Rudolph benannt, bietet der 22 Meter hohe Aussichtsturm von Mai-Oktober für wenig Geld einen hübschen Rundumblick. Hier befindet man sich übrigens am höchsten Punkt des Kahlenberges! Gleich nebenan ragt der Sendemast des ORF beeindruckende 165 Meter in die Höhe, was ein interessantes Nebeneinander von Alt und Neu ergibt. Nach einem kurzen Wegstück und vorbei an der Elisabethruhe – Kaiserin Sisi war ja scheinbar wirklich überall – kommt man zur bereits erwähnten St. Josefskirche und der Panorama-Terrasse mitsamt Café und Restaurant. Von hier eröffnet sich ein phantastisches Panorama über Wien, die Donau, den Schneeberg (Wiener Hochquellwasser!) und manchmal sogar bis zu den Kleinen Karpaten in der Slowakei. Bis ins Jahr 1921 zuckelte auch die Kahlenbergbahn, die erste österreichische Dampf-Zahnradbahn, auf den Berg herauf. Sie wurde 1873 anlässlich der Wiener Weltausstellung erbaut und überwand auf einer Länge von 5.5 Kilometern immerhin 316 Höhenmeter. Ab diesem Punkt führt der Stadtwanderweg nur noch bergab – man könnte auch der Markierung 1a folgen, welche die Runde um den Leopoldsberg bezeichnet, aber Herr und Frau Wanderlich entschieden sich für die reguläre Route. So passiert man die Josefinenhütte und den Hochseilklettergarten und gelangt in die Eisernenhandgasse. Der Legende zufolge erwarb Fürst Karl Joseph de Ligne Teile des aufgehobenen Kamaldulenserklosters auf dem Kahlenberg, um sich dort eine Sommerresidenz zu errichten. Als Wegweiser dorthin ließ er die noch heute bestehende „Eiserne Hand" oberhalb der Wildgrube aufstellen. Da müssen die Wanderlichs das nächste Mal etwas genauer hinsehen, ob sie diese auch finden können. Jedenfalls genossen die beiden noch den herrlichen Ausblick auf den benachbarten 425 Meter hohen Leopoldsberg, den östlichsten Ausläufer der Alpen, auf dem die weithin sichtbare Burganlage thront. Über die Kahlenbergerstraße und den Nußberg sowie die Bockkellergasse führt der Weg nun zurück zum Ausgangspunkt der Runde, nach Nußdorf. Für den 11 Kilometer langen Rundwanderweg sollte man ca. 4 Stunden Gehzeit einrechnen, vielleicht sogar etwas mehr, da sich hier wirklich unzählige schöne Aussichtspunkte befinden. Von April bis Oktober laden auch viele gemütliche Buschenschanken und Heurige entlang der Wegstrecke zum Einkehren ein – Wiener Herz, was willst du mehr.
2 Comments
Mair Heidemarie
14/1/2020 09:26:06
Eure Berichte sind immer wieder Einladung, bei jeder Witterung wandern zu gehen!
Reply
Herr und Frau Wanderlich
14/1/2020 10:19:13
Vielen lieben Dank, das freut uns natürlich! :-D Gerade abseits der klassischen Wanderzeiten und -wege eröffnen sich oft ganz wunderbare Erlebnisse...
Reply
Your comment will be posted after it is approved.
Leave a Reply. |
AUTOREN
Herr und Frau Wanderlich teilen eine gemeinsame Leidenschaft - die (Fern-) Wanderei. Folge ihnen auf ihren Streifzügen durchs In- und Ausland... ARCHIV
November 2024
KATEGORIEN
Alle
Besuche Herr und Frau Wanderlich auch auf Facebook & Instagram!
|
|
|