Was wäre wohl erbaulicher, als im Sommer der drückenden Hitze der Stadt zu entfliehen und sich in die umliegenden luftigen Berglandschaften zurückzuziehen. Schon zur Jahrhundertwende setzte eine regelrechte Blütezeit einer derartigen „Stadtflucht“ ein, wobei man seinen kompletten Haushalt samt Mobiliar und Personal oft für mehrere Monate lang an eine Sommerfrische-Destination menagierte. Ab dem 19. Jahrhundert wurde Europa zunehmend durch die Eisenbahn erschlossen, was dieses doch sehr aufwändige und unbequeme Überstellen des gesamten Hausstandes in die Sommervillen erleichterte. Wichtige Verbindungen zu jener Zeit – wie zum Teil auch heute noch – waren die Südbahn, Semmeringbahn, Westbahn, Kamptalbahn, Salzkammergutbahn sowie die Salzkammergut Lokalbahn. Der österreichische Alpenraum wurde dann durch die Automobilisierung und den Ausbau der Gebirgsstraßen einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Somit war ab Mitte des 19. Jahrhunderts die Sommerfrische fester Bestandteil des Sommerlebens der Adeligen und gut situierten Bürger, welches meist in eigens dafür errichteten Saisonvillen verbracht wurde. Wer sich keinen eigenen Sommersitz leisten konnte, logierte eben im Gasthaus oder Privatquartier. Besonders erwähnenswert sind hier natürlich mondäne Traditionshäuser wie das Hotel Panhans (1888) oder das Südbahnhotel (1882). Architektonisch ausgeklügelte Grandhotels (siehe auch Späthistorismus, Heimatstil, Cottage-Bewegung), die Treffpunkte der Oberschicht darstellten und sich bis in die 1960er Jahre hinein mehr oder weniger gut über Wasser halten konnten. Durch Kriegswirren, zahlreiche Umbauten und Besitzerwechsel haben diese großartigen Bauten jedoch viel von ihrem ursprünglichen Charme und Glanz verloren und ihre Zukunft ist leider ungewiss. Man kann aber behaupten, dass Sommerfrische und beginnender Tourismus von Anfang an eng miteinander verwoben waren und auch die Gesellschaft der Sommerfrischler mit der Zeit immer divergenter wurde. Erst dem Adel vorbehalten, setzte sie sich zunehmend aus Künstlern, Ärzten, Politikern, Wirtschaftsgrößen und anderen (vornehm-bürgerlichen) Bevölkerungsschichten zusammen. Das hatte natürlich einen Ausbau der Infrastruktur zur Folge – zu der wachsenden Zahl an Unterkünften kam die Nachfrage nach lokalem Unterhaltungsangebot für die Sommergäste, wie das vorher unbekannte Freibaden an Seen, Wandern oder Bergsteigen. Nach einigen Dekaden Stillstand erlebt das „Sommerfrischeln“ nun wieder eine regelrechte Renaissance. Man weiß das Urlauben im eigenen Land erneut zu schätzen, erholt sich an den zahlreichen österreichischen Badeseen und in den umliegenden Berglandschaften. Herr und Frau Wanderlich, die natürlich auch bereits im legendären Grandhotel Panhans logierten, berichten euch hier über erbauliche Wanderungen im Semmering-Gebiet.
2 Comments
Birgit
6/11/2017 05:41:06
wundervoll, prachtvoll, stilvoll ...die Sommerfrische und ihre Architektur sowie ihr zwei :)
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Herr und Frau Wanderlich
6/11/2017 09:01:56
Vielen Dank für den entzückenden Kommentar!
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