Der Lainzer Tiergarten im Westen Wiens kann bereits auf eine lange Geschichte zurückblicken. Ein „Auhof“, so sein frühere Name, wird bereits 1270 erstmals urkundlich erwähnt. Schon damals wurden die weitläufigen Wälder des 2.450 Hektar großen Areals gerne als Jagdrevier genutzt. Ab dem Jahr 1457 ist dann von einem „Thier- und Saugarten“ zu Laab im Walde die Rede. Mitte des 16. Jahrhunderts ernannte man den Auhof zum kaiserlichen Hofjagdgebiet, welches mit einem Holzzaun eingegrenzt wurde. Unter Kaiser Josef II. sollte dieser jedoch von einer Mauer ersetzt werden, um die umliegenden Bauernhöfe vor umherstreifenden Wildtieren zu schützen. Der Auftrag ging an den Baumeister Philipp Schlucker, der die gut 22 Kilometer lange Ziegelmauer mit Hilfe seiner Freunde innerhalb von fünf Jahren derart günstig errichtete, dass man annahm, er habe sich verkalkuliert und in den Ruin getrieben. Daraus resultiert auch die gängige Redewendung „Du armer Schlucker!“ Später kam der Naturpark in öffentlichen Besitz und wurde allgemein zugänglich gemacht. Im Jahr 1937 erwarb die Gemeinde Wien den Lainzer Tiergarten und erklärte ihn zum einzigen Naturschutzgebiet der Bundeshauptstadt. Seit 1974 ist der Eintritt in das etwa 25 Quadratkilometer umfassende Areal kostenfrei und bietet ein Naherholungsgebiet der ganz besonderen Art. Auch Herr und Frau Wanderlich streifen immer wieder gerne durch den Lainzer Tiergarten. Hier ist es zu jeder Jahreszeit wunderschön und mit etwas Glück kann man auch so manches Wildtier aus nächster Nähe beobachten. Das Wanderwegenetz ist ebenfalls äußerst vielfältig – von asphaltierten Spazierwegen bis hin zu idyllischen Waldweglein – und zahlreiche lauschige Plätzchen laden zum Verweilen ein. Dieses Frühjahr erkundeten die Wanderlichs eine auch ihnen noch unbekanntere Ecke des Tiergartens. Sie wanderten vom Pulverstampftor zu dem idyllisch gelegenen Rasthaus „Hirschgstemm“ und weiter zum Laaber Tor am anderen Ende des Naturparks – natürlich auch wieder zurück. Das entspricht in etwa einer Länge von 14 Kilometern und somit einer Gehzeit von ungefähr 3 ½ bis 4 Stunden. Die gemütliche Flanierstrecke führt von Norden nach Westen und verläuft vorwiegend auf bequemen und leicht begehbaren Wegen. Obwohl die Anlage vor allem an den Wochenenden gerne von unzähligen Ausflüglern und Erholungssuchenden aufgesucht wird, verläuft sich das Ausmaß der Besucher rasch in den ausgedehnten Alleen und Grünflächen. Die Gaststätte Hirschgstemm ist einer von drei Gastronomiebetrieben im Lainzer Tiergarten und besteht bereits seit Anfang der 1960-er Jahre. Der Name geht auf eine Hirschfütterungsstelle zurück, die sich hier einst im Hofjagdgebiet befunden haben soll. Im Gastgarten des Lokals treibt sich auch heute noch so manches dreiste Wildschwein auf der Suche nach Futter herum. Herr und Frau Wanderlich schritten an den verschlossenen Pforten und dem ungewöhnlich ruhigen Spielplatz vorbei, um weiter in Richtung Laaber Tor zu wandern. Der Coronavirus hat leider viele Einschränkungen in unser jetziges Lebens gebracht, aber die Natur konnte wieder einmal richtig aufatmen. Knapp eine halbe Stunde nach dem Hirschgstemm stößt man auf das alte Diana Tor und kurz darauf an die den Tiergarten umgrenzende Steinmauer. Hier mutet die Gegend plötzlich richtig ländlich an und man wähnt sich gar nicht mehr in Wien. Herr und Frau Wanderlich wagten sich noch ein Stück weit in dieses unbekannte Terrain hinaus, bevor sie wieder den Heimweg antraten. Da das Wetter so frühsommerlich warm und schön war, ließen sich die beiden noch auf einer der unzähligen hübschen Wiesen nieder – mit einem Auge immer nach herannahenden Wildsauen schielend – und genossen die herrlichen Sonnenstrahlen. Man sollte natürlich immer bedenken, dass man auch noch den Rückweg absolvieren muss und die Tore des Naturschutzgebietes je nach Jahreszeit bestimmten Öffnungszeiten unterliegen. Also flugs zurück zum Pulverstampftor, das von zwei imposanten steinernen Eberskulpturen flankiert wird. So tierlieb die Wanderlichs auch sind, aber solchen tierischen Muskelprotzen möchte man hier in der Dämmerung lieber nicht begegnen. Die lassen sich auch nicht von Frau Wanderlichs entspannenden Yogaübungen becircen, die man übrigens vortrefflich in der freien Natur ausführen kann.
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Herr und Frau Wanderlich teilen eine gemeinsame Leidenschaft - die (Fern-) Wanderei. Folge ihnen auf ihren Streifzügen durchs In- und Ausland... ARCHIV
September 2024
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