Zugegeben, der Ausflug nach Bad Gastein wäre – im wahrsten Sinne des Wortes – beinahe ins Wasser gefallen. Aber zum Glück waren die Zugfahrkarten bereits erstanden und so konnten auch die schlechten Wetterprognosen Herr und Frau Wanderlich nicht von ihrem Vorhaben abbringen. Gott sei’s gedankt, muss man sagen, denn wider Erwarten hielt das Wetter und der Aufenthalt wurde zu einem vollen Erfolg. Logiert haben die Wanderlichs in einem historischen Herrenhaus aus dem Jahr 1883, der Villa Solitude – immerhin in Hörweite des legendären Wasserfalls, der nach den letzten Regentagen besonders imposant die schmale Schlucht ins Gasteiner Ortszentrum hinab rauschte. Am Fuße der Wassermassen lässt sich das Ausmaß der Fallhöhe (angebliche 341 Meter) äußerst anschaulich erleben. Zum Beispiel von der Terrasse des Café im Kraftwerk, ein 2016 eröffnetes Lokal in zum Teil denkmalgeschützten Hallen, das dank des erfrischenden ionisierten Sprühnebels vor allem im Sommer zum Verweilen einlädt. Herr und Frau Wanderlich haben auch gleich den nahe gelegenen Quellpark erkundet, wo diverse heiße Thermalwässer Bad Gasteins an die Oberfläche sprudeln und am Paracelsus-Brunnen abgezapft oder zumindest verkostet werden können. Wäre das Wetter so schlecht wie erwartet gewesen, hätten sich die beiden bestimmt einen Besuch in der berühmten Felsentherme gegönnt, die bereits ihr 50-jähriges Bestehen feiern kann. Aber so war es natürlich interessanter den beschaulichen Belle Époque-Ort zu erkunden. Nicht nur die Tatsache, dass sich nebst zahlreichen Künstlern auch das österreichische Kaiserpaar Franz & Sisi und der deutsche Kaiser Wilhelm I. hier die Ehre gaben, lässt den einstigen k&k Monarchie-Charme wieder lebendig werden. Bad Gastein wirkt generell ein wenig wie aus der (modernen) Zeit gefallen. Eigentlich schade, dass viele der mondänen Häuser, wie das Mirabell, Straubinger, Badeschloss oder Postamt, heute leer stehen und in einem Dornröschenschlaf vor sich hin dösen – obwohl das dem Ort auch ein ganz besonderes Flair verleiht. Für einen Großteil der prächtigen Bauwerke zeichnet ja der beflissene Bauherr Angelo Comini verantwortlich, auf dessen Name die Wanderlichs in Gastein permanent gestoßen sind. In nur knapp 30 Jahren erbaute er mehr als 100 Hotels und Prunkbauten in der Region und brachte dabei auch Köstlichkeiten der italienischen Küche ins Salzburger Land. Herr und Frau Wanderlich haben natürlich die gleichnamige Pizzeria im Ort getestet, die selbst Hugh Grant schon begeistert haben soll. Bad Gastein ist zu jeder Jahreszeit – und bei jeder Wetterlage – einen Besuch wert. Die umliegende Bergwelt der Hohen Tauern lädt natürlich zum sportiven Erkunden ein, aber man kann auch vor Ort einiges unternehmen. Abenteuerlustige haben die Möglichkeit mit den Flying Waters den Talabschnitt inklusive Wasserfall an einem Drahtseil hängend zu überqueren. Bodenständigeren Besuchern empfiehlt sich etwa der gemütliche Wasserfall-Weg nach Bad Bruck, der moderate Anstieg über den Wasserfall bis zum Geburtshaus des berühmten österreichischen Autors Karl Heinrich Waggerl und der Gletschermühle oder die Einkehr auf einer der umliegenden Almen. Kurgäste erwartet neben der Therme auch der Gasteiner Heilstollen oder das sich im ehemaligen Arzthaus befindliche Dunstbad. Besonders erwähnen muss man auch den Kultursommer in Bad Gastein, der von Juli bis September stattfindet: sommer.frische.kunst. Ein Treffpunkt für junge Kunstschaffende aus ganz Europa, die den Sommer hier verbringen, um zu arbeiten. Die Werke werden am Ende in den Ateliers des alten Wasserkraftwerks ausgestellt. Begleitet wird das Kunst-Projekt von diversen Veranstaltungen aus Literatur und Musik – etwa ein Jazzfestival oder eine Hommage an Franz Schubert. Herr und Frau Wanderlich haben den Aufenthalt im „Monte Carlo der Alpen“ jedenfalls sehr genossen, denn der Charme der glanzvollen Vergangenheit ist immer noch an allen Ecken und Enden zu spüren. Es bleibt zu hoffen, dass viele der derzeit leer stehenden Nobelhäuser in Zukunft wieder eine Verwendung finden werden.
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November 2024
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