Herr und Frau Wanderlich zieht es immer wieder ins beschauliche Waldviertel, denn hier kann man ungestört wandern, baden und sich generell vortrefflich vom Alltag und der vergleichbar hohen Bevölkerungsdichte der Stadt erholen. Diesmal möchten euch die beiden auf eine längere, sowohl kulturhistorisch als auch landschaftlich interessante Rundwanderung mit gemäßigten An- und Abstiegen sowie einigen prächtigen Aussichtsplätzen mitnehmen. Ausgangspunkt des etwa 4 ½-stündigen Abenteuers ist der Hauptplatz in Gars am Kamp. Man überquert das Flüsschen über die Kampbrücke, wobei die Burgruine Gars bereits den ersten schönen Blickfang bietet. Die aus dem 11. Jahrhundert stammende Wallburganlage zählt zu den ältesten in Österreich und ist darüber hinaus die einzige freistehende Babenberger-Burg des Landes. Herr und Frau Wanderlich waren aber schon derart neugierig auf die alte slawische Höhensiedlung aus dem 9. Jahrhundert, dass sie unbedingt gleich den Schanzberg erklimmen wollten. Zuerst muss man jedoch die kleine Ortschaft Thunau am Kamp durchwandern, wo man bereits zum ersten Mal auf das Wappen mit dem sagenumwobenen Schimmelsprung stößt. Man folgt der Gföhlerstraße zur Goldberggasse, an deren Ende ein alter Verbindungsweg zum Plateau der Thunauer Schanze führt. Die Wanderlichs folgten der blau-weiß markierten Hauptroute (hier wäre eine Abkürzung zum Thunauer Felsen am unteren Ende der Schanze möglich) und gelangten so zu den Ausgrabungen der altertümlichen Slawensiedlung. Im Wald verstreut kann man auch noch die Überreste eines ehemaligen Uni-Camps finden, wo sich einst geschichtswütige Studierende freiwillig in die Abgeschiedenheit auf dem 437 Meter hohen Schanzberg zurückgezogen haben. Die rekonstruierten Tor- und Wallanlagen sind wahrlich beeindruckend (v.a. das Südtor mit dem hölzernen Turm) und Herr und Frau Wanderlich versuchten sich anhand der Infotafeln vor Ort den Rest zusammenzureimen. Die Schanze ist ein seit der Jungsteinzeit besiedelter Bergrücken, auf dem zwischen 1993 und 2003 systematische archäologische Ausgrabungen durchgeführt wurden. Von besonderer Bedeutung war dabei die frühmittelalterliche Höhensiedlung eines unabhängigen slawischen Fürstentums aus dem 9. und 10. Jahrhundert. Die mächtige Anlage war etwa 25 Hektar groß und soll zu ihrer Blütezeit mehr als 1.000 Menschen umfasst haben. Ein Stück weiter gelangt man noch zu einem antiken Gräberfeld sowie den Fundamenten einer Kirche – die älteste in Österreich nördlich der Donau. Die Wanderlichs versuchten sich das kleine slawische Fürstentum in seiner Wallburg vorzustellen, das immerhin 200 Jahre lang Bestand hatte, ehe es vermutlich von den Babenbergern vernichtet wurde. So viel Geschichte macht müde und so mussten sich die zwei kurzerhand am Thunauer Felsen ein wenig erholen. Das ist übrigens ein besonders hübsches Plätzchen mit wunderbarer Aussicht ins Kamptal! Den nächsten Höhepunkt der Wanderung markiert dann bereits die Ruine Schimmelsprung, die man über ein kurzes Wegstück erreicht. Die alten Gemäuer befinden sich auf einem 360 Meter hoch gelegenen Felssporn, von wo aus man ein herrliches Panorama vom Kamptal bei Zitternberg und dem Südzipfel des Horner Beckens bis hin zum Manhartsberg genießen kann. Die Burg wurde aus den Steinen der frühmittelalterlichen Slawensiedlung erbaut und findet 1196 erstmals urkundliche Erwähnung unter dem Namen „altes Schloss Thunau“. Der Legende zufolge herrschte hier einst ein unerbittlicher Burgherr, der – als sich die unterdrückten Bauern gegen ihn auflehnten und die Burg erstürmten – keinen Ausweg mehr sah und mit seinem Schimmel im vollen Galopp über die Felsen in die Schlucht sprang. So entstand angeblich der Name „Schimmelsprung“ und die Vorlage für das spätere Ortswappen von Thunau. Die Wanderlichs durchstreiften diesen geschichtsträchtigen Ort und genossen das idyllische Rastplätzchen inmitten der alten Mauerreste. Die Schaukel an einer alten knorrigen Eiche hatte es ihnen besonders angetan und so schwangen sie fröhlich in die Nachmittagssonne hinein. Nach der Besichtigung kehrten sie zum Sattel zurück, wo nun ein Weg um den Wachtberg herum in einen Graben hinunterführt. Der Pfad mündet kurz darauf in eine Forststraße, die an einer großen Gärtnerei vorbeiführt und immer wieder schöne Blicke auf Gars, die Burg und in das Horner Becken ermöglicht. Über mehrere Serpentinen gelangt man schließlich hinunter nach Buchberg am Kamp, vorbei am gleichnamigen Schloss und dem nicht minder stattlichen Forstgebäude. Herr und Frau Wanderlich spazierten danach auf einem schmalen Waldweg oberhalb der Bahnstrecke und der Kamp entlang, wobei man auf die stark verfallenen Mauerreste der Klösterl Ruine aus dem 13. Jahrhundert stößt. Ganz genau weiß man wohl nicht mehr, ob es sich dabei um eine Kirche, Kapelle, Burg oder ein Kloster gehandelt hat, da 1887 bei Bahnbau leider ein Großteil der Ruine gesprengt wurde. So setzten die Wanderlichs ihren Rückweg über Thunau fort, zurück zum Hauptplatz von Gars.
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Herr und Frau Wanderlich teilen eine gemeinsame Leidenschaft - die (Fern-) Wanderei. Folge ihnen auf ihren Streifzügen durchs In- und Ausland... ARCHIV
September 2024
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