Der Höhenwanderweg in Eichgraben erstreckt sich in seiner Gesamtlänge auf etwa 60 km. Herr und Frau Wanderlich haben einen Teil davon begangen, um eine kleine Zeitreise in die Vergangenheit zu machen – und zwar ins römische Imperium. Die Tour gestaltet sich als Rundweg mit unterschiedlichen Wegvarianten, die mannigfaltige Eindrücke der Region vermitteln und allesamt empfehlenswert sind. Die Wanderlichs haben als Beginn und Abschluss ihres Ausflugs Eichgraben-Altlengbach ausgewählt. Nur eine kurze Zugstrecke von Wien entfernt, startet man unmittelbar am Bahnhofsgelände. Gut gerüstet für die knapp 4 Stunden dauernde Wanderung, führte es die beiden zunächst ein Stück durch den Ort hinab zum Wienerwaldmuseum. Hier kann man gelebte Geschichte erfahren – nicht nur anhand der hiesigen archäologischen, geologischen und volkskundlichen Sammlungen, sondern auch mittels „Lebendigem Handwerk“ (Schmieden, Töpfern, Korbflechten u.v.m.) im angrenzenden Fuhrwerkerhaus. Im Freiluftbereich des Museums kann auch eine Rekonstruktion eines römischen Hügelgrabes besichtigt werden! Nach einer weiteren kurzen Asphaltpassage gelangt man endlich in den (Biosphärenpark) Wienerwald und schließt an den Höhenweg Eichgraben an. Herr und Frau Wanderlich mussten sich erst ein wenig orientieren ob der vielen bunten Markierungen, aber man sollte im Zweifelsfall einfach den gelb-grünen Zeichen bzw. dem Weg Nr. 5 folgen. Gelangt man erst zum Kaiserspitz, ist alles wieder gut beschildert und auch so manche Informationstafel über die römische Vergangenheit ist hier zu finden. In Finsterleiten kann man dann die ersten antiken Hügelgräber in natura sehen, obwohl diese nicht leicht zu entdecken sind. (Von den ursprünglich 7 Hügeln sind aufgrund des Wegebaus heute auch leider nur noch 2 erhalten!) Der weitere Weg führte die Wanderlichs durch schattige Wälder und über weitläufige Felder zum Weiler Erlaa. Hier lohnt ein kleiner Umweg zu einer der beeindruckendsten Nekropolen Niederösterreichs mit 21 römischen Tumuli! Da mussten Herr und Frau Wanderlich ordentlich ihre Phantasie spielen lassen, um sich die damaligen Bestattungsriten anschaulich zu vergegenwärtigen. Sprich, man darf sich von den einstigen Hügelgräbern optisch nicht mehr allzu viel erwarten – der Zahn der Zeit nagte auch an dieser archäologischen Ausgrabungsstätte. Der Eichgrabener Höhenwanderweg führt von hier an talwärts bis Unter-Oberndorf, weiter über Furth nach Knagg und Götzwiesen. Folgt man jedoch dem Weg vorbei an den Gräbern im Wald, so gelangt man zur Aussichtswarte am Buchberg bei Neulengbach. Herr und Frau Wanderlich wählten jedoch eine andere Variante über das Annunziata-Kloster am Stein, das von der alten Westbahnstrecke aus weithin auf dem Hügel liegend zu sehen ist. Hier ein kleiner Exkurs zur bewegten Geschichte des ehrwürdigen Konvents der Barmherzigen Schwestern: Namensgeberin war Erzherzogin Annunziata, die Nichte von Kaiser Franz Josef. Im Jahr 1898 im neugotischen Stil erbaut, litten Kloster und Kirche in den Kriegswirren zwischen 1914 und 1918, wo die Abtei zum Lazarett für über 1.200 Soldaten wurde. Aufgrund der unhygienischen Bedingungen erkrankten viele Schwestern an Tuberkulose, was 1927 einen Neubau erforderlich machte. Aber auch im 2. Weltkrieg versorgten die Nonnen hier wieder gut 1.000 Verwundete. Erst nach 1946 begann sich das Klosterleben langsam wieder zu normalisieren, die Schwestern betrieben fortan ein Kindererholungsheim. Das Kloster – übrigens die erste österreichische Niederlassung der Franziskanerinnen Missionarinnen Mariens – wurde 2011 endgültig geschlossen und die 25 verbliebenen Ordensschwestern nach Wien und Seitenstetten umgesiedelt. Das 120 Jahre alte denkmalgeschützte Gebäude diente seitdem als Seniorenheim, Pfadfinder-Herberge, Flüchtlings-Asyl und Landwirtschaftsbetrieb. Wer mehr erfahren möchte, sei auf Helmut Manninger‘s Dokumentation “Die große Reise“ verwiesen… Herr und Frau Wanderlich verließen das idyllische Klostergelände und folgten der Straße zurück nach Eichgraben – hier durchquert man noch einmal den Ort über den Freiheitsplatz und vorbei am „Wienerwalddom“ (kath. Kirche Eichgraben) bis zum Bahnhof.
2 Comments
Heidemarie
14/9/2017 09:44:18
Man muss nicht immer in die Ferne schweifen ......sehr interessant beschrieben und schöne Fotos dazu.( ach, das herzige Schweinchen!)
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Herr und Frau Wanderlich
6/11/2017 09:05:53
Danke sehr. Genau, bei uns ist es ja auch so schön!
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September 2024
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