Herr und Frau Wanderlich sind sehr geschichtsinteressiert, weshalb sie gerne ihre Wanderungen mit dem Besuch historischer Stätten verbinden. Auf dem Weg ins niederösterreichische St. Leonhard am Forst haben die beiden deshalb noch einen Zwischenstopp im Nachbarort Ruprechtshofen eingelegt. Hier gibt es nämlich Grabhöhlen aus dem 1. Jahrhundert nach Christus zu besichtigen, als die Gegend dort unter römischer Herrschaft stand. Die „Römerhöhlen“ dienten im Lauf der Geschichte aber nicht nur als Felsgräber, sondern auch als Schutzbunker für Mensch und Tier – heute sind sie ein beeindruckendes Naturdenkmal. Also machten sich die Wanderlich auf den Weg in die Rotte Koth, wo sich südlich des Gehöfts Schlattenbauer ein etwa 50 Meter langer Höhlengang mit diversen Grabnischen befindet. Wäre an der entsprechenden Wegkreuzung keine Hinweistafel angebracht, würde man den Ort vermutlich nie oder nur durch puren Zufall entdecken, da der Zugang komplett verwachsen ist. Die angeblich in das Gestein gemeißelten Namen illyrischen, keltischen und römischen Ursprungs konnten Herr und Frau Wanderlich leider nicht finden, aber die Erforschung der unterschiedlichen Kammern und Gänge war auf alle Fälle sehr spannend und abenteuerlich! Hier ansässige Römer dürften zunächst in den Höhlen des insgesamt 150 Meter langen Felsrückens Schutz gesucht haben, wobei auch mit Sandsteinplatten bedeckte Urnengräber von zwei Erwachsenen und drei Kindern gefunden wurden. Das Höhlensystem diente aber offensichtlich auch als Keller und heimlicher Versammlungsplatz. Im 16. Jahrhundert versteckten sich hier die Einheimischen während der Türkenbelagerung. Zu jener Zeit waren die Grabstätten der Römer bereits geplündert worden und wurden daher als Futterstelle für Schweine benutzt. Bei Untersuchungen fand man Münzen sowie Keramikstücke aus der Antike, dem Mittelalter und der Neuzeit. In den Grabstätten selbst entdeckte man viereckige Urnentröge mit Scherben und Aschenurnen. Es gibt weit unter der Erde verlaufende Gänge, die aber mittlerweile größtenteils durch Sand verschüttet sind – einen Teil der Räumlichkeiten kann man aber heute noch erkunden. Der Legende nach gibt es einen unterirdischen Verbindungsweg, der einmal bis nach Ruprechtshofen oder Schlatten geführt haben soll. Heute sind nur noch der Einstieg und die ersten paar Meter dieses Tunnels begehbar, da der Rest ebenfalls mit Sand verschüttet ist. Die eigentliche Wanderung beginnt dann in St. Leonhard am Forst, das etwa auf halber Strecke zwischen Pöchlarn und Melk liegt. Für die gesamte Runde sollte man gut 5 Stunden einplanen, da die Wege mitunter schlecht beschildert und die Pfade auch schon etwas verwachsen sind. Auch Forstarbeiten bescherten Herr und Frau Wanderlich den ein oder anderen Umweg, wo sie an diesem Augusttag doch ohnehin schon mit der sommerlichen Hitze zu kämpfen hatten. Geparkt werden kann jedenfalls problemlos am Ortsrand von St. Leonhard, von wo der Wanderweg zunächst nach Hub an der Mank und in das wohlklingende Dörfchen Kleinweichselbach führt. Wanderlichs kamen an etlichen großen Bauernhöfen vorbei und genossen jede schattige Passage auf ihrem Fußmarsch, der leider auf dem Hinweg immer wieder mal auf der Asphaltstraße verläuft. Über die Siedlung Wegscheid und Großweichselbach gelangt man dann weiter nach Reith bei Weichselbach. Endlich führte die Wanderung durch den Wald, obwohl auch hier Vorsicht geboten war – blutrünstige Stechmücken lauerten an kühleren Stellen, wo man gerne Rast gemacht hätte, auf ihre nichtsahnenden Opfer. Also setzten sich Herr und Frau Wanderlich auf die sonnenbeschienene Bank am Eisernen Bild, wo es dann aber auch recht gemütlich war. Von hier ist es dann nicht mehr weit zur Burgruine Zelking, dem nächsten Höhepunkt der Tour. Die ehemalige Feste liegt auf halber Höhe des Hiesberg-Hanges und wurde von den Hagenauern erbaut. Während der Türkenbelagerung diente die Wehranlage der umliegenden Bevölkerung als Zufluchtsort, nach Verlegung der herrschaftlichen Verwaltung ins nahe Matzleinsdorf wurde die Burg allerdings aufgegeben. Ob und wann es zu einer Sanierung dieser in Privatbesitz befindlichen Ruine kommt, steht in den Sternen. Herr und Frau Wanderlich durchstreiften die geschichtsträchtigen Überreste aus dem 12. Jahrhundert und ließen die Eindrücke auf sich wirken. Durch das mächtige Rundbogentor betritt man den stark ansteigenden Innenhof – hier lassen sich noch gut die einzelnen Bauphasen erkennen: Die annähernd drei Meter dicken Grundmauern stammen aus dem Hochmittelalter, die dünneren Mauern darüber aus dem Spätmittelalter und das mancherorts mit Ziegeln daraufgesetzte Mauerwerk aus der Neuzeit. Die Burg wurde in der Renaissancezeit jedoch so stark über- und ausgebaut, dass die ursprünglichen Festungsteile mehr oder weniger im schlossartigen Wohnteil verschwunden sind. Langsam wurde es Zeit für den Rückweg. Wanderlichs folgten dem gelben Pfeil Richtung Moser Alm / Au (St. Leonhard), wobei man eine Zeit lang parallel zur Stein-Runde und dem Alpenblick-Rundweg wandert. Irgendwann verlässt man dann den Wald und gelangt über Gassen und die Siedlungen Steghof, Au und Steinbach wieder zurück nach St. Leonhard am Forst. Ein Teil der Strecke verläuft dabei entlang der Mank, einem wirklich idyllischen Bächlein, und inmitten von Streuobstwiesen und Maisfeldern.
0 Comments
Your comment will be posted after it is approved.
Leave a Reply. |
AUTOREN
Herr und Frau Wanderlich teilen eine gemeinsame Leidenschaft - die (Fern-) Wanderei. Folge ihnen auf ihren Streifzügen durchs In- und Ausland... ARCHIV
September 2024
KATEGORIEN
Alle
Besuche Herr und Frau Wanderlich auch auf Facebook & Instagram!
|
|
|