Da Frau Wanderlichs Geburtstag heuer ganz mondän in der Therme Geinberg zelebriert wurde, nutzte man gleich die Nähe zu Bayern, um über den Inn und in das ungefähr eine halbe Stunde entfernte Malching zu flitzen. Viele kennen das südliche Tor in den Landkreis Passau vermutlich nur vom Durchfahren. Den wenigsten dürfte bekannt sein, dass der Ort zu den geschichtsträchtigsten des Inntales zählt und ein landschaftlich reizvolles Hinterland besitzt. Dieses wollten die Wanderlichs trotz leicht getrübtem Wetter auf einem 10 Kilometer langen Rundweg erkunden. Dabei wandelt man auf den Spuren von Kelten, Römern und Innschiffern durch viel unberührte Natur- und Auenlandschaft. Da es auf der Strecke keine nennenswerten Steigungen gibt, kommt man zügig voran und so sollte die kleine Wanderung nicht länger als 2 ½ Stunden in Anspruch nehmen. Das Fahrzeug kann man getrost auf einem Parkplatz zwischen Kindergarten, Rathaus und Kirche in Malching abstellen. Hier biegt man gleich von der Hauptstraße links hinunter ab und passiert kurz darauf das hiesige Sportgelände samt Mehrzweckhalle. Der Weiterweg führt zunächst ein Stück die A 94 entlang, bis man auf die Passauer Straße trifft und linkerhand über die Autobahnbrücke marschiert. Dort ist den Wanderlichs ein verdutzter Feldhase vor die Füße gelaufen, der zum Glück unbehelligt über die Straße gehoppelt und wieder im Dickicht verschwunden ist. Am Gasthaus „Beim Sedlmeier“ führt der Weg nun links hinein und zwischen Weideflächen und Feldern in die kleine Ortschaft Asperl. Herr und Frau Wanderlich nahmen abermals die linke Abzweigung Richtung Urfar, wobei sie sich auch immer wieder an den grünen Wegpfeilen orientierten. Dieser Abschnitt der kleinen Rundwanderung ist recht angenehm, weil man auf dem Damm den Inn entlanggehen kann. In den Auwäldern findet man noch ein Stück intakter Natur und ein regelrechtes Vogelparadies. Nachdem man einige Zeit schnurstracks dahingewandert ist, führt linkerhand ein Weglein ab, das einen direkt nach Biberg bringt. Das einstige Schifferdorf war ursprünglich nicht von der Landwirtschaft, sondern durch die unmittelbare Lage am Fluss geprägt. Das hat sich auch in einigen noch heute erhaltenen Hausnamen niedergeschlagen, wie zum Beispiel: Preis à Präses = Vorsteher der Schiffsbauerzunft, Hacker = Schiffszimmerer, Schopper à Schofbauer = Schiffsbauer. Eine weitere Besonderheit ist das Geburts- und Elternhaus des Bildhauers Dominik Dengl d. Ä. (1920 – 1998), dessen gleichnamiger Sohn heute hier lebt und schafft. Herr und Frau Wanderlich machten am Ortsende noch einen kleinen andächtigen Halt an der Herzblutkapelle, die im Jahre 1864 von einigen frommen Einwohnern errichtet worden ist. Von hier führt die Straße an einem großen Bauernhof vorbei, wo sie dann schließlich in einen Feldweg übergeht. Wir befinden uns nun an einer ehemaligen Kultstätte, nämlich der Keltenschanze bei Biberg. Wanderlichs mussten schon sehr genau schauen, um die zwei noch verbliebenen Erdwälle (Südost- und Nordostwall) auszumachen. Der Ortsname Biberg leitet sich von dem Wort „Piburg“ ab (bei der Burg, Umwallung), womit die hiesige Viereckschanze gemeint ist. Im Gegensatz zum Dorf lässt sich für die Biberger (Kelten)-Schanze der Beweis für eine frühgeschichtliche Erbauung erbringen. Sie liegt mit einem Ausmaß von 63 x 81 und einer Wallhöhe von eineinhalb Metern in der Ebene zwischen zweiter und dritter Inn-Terrasse, etwas nördlich des heutigen Biberg. Das Gelände lässt die Vermutung zu, dass die gesamte Anlage früher von Wasser umgeben war. Der Malchinger Mühlbach, der jetzt nördlich daran vorbeifließt, dürfte früher an dieser Stelle umgeleitet worden sein. Obwohl dieser Platz schon lange bekannt ist, wurde bisher noch nie eine umfassendere Untersuchung durchgeführt. Und auch die Entstehung der Schanze wurde völlig unterschiedlich gedeutet. In den letzten Jahren hat sich jedoch die Anschauung durchgesetzt, in der Viereckschanze eine keltische Kultstätte zu sehen. Dass die Anlage auch von den Römern benutzt worden ist, lässt sich aufgrund der vielen römischen Funde wie Gewand- und Soldatenfibeln, Münzen, Nadeln, Nägel und der vielen Scherben des Terra Sigillata-Geschirrs eindeutig beweisen. Herr und Frau Wanderlich würden manchmal gerne Zeitreisen unternehmen können, um derartige Schauplätze im Originalzustand zu besichtigen. So mussten sie eben mit zwei Erdwällen und ihrer blühenden Phantasie vorliebnehmen. Ein Feldweg führt von hier zu einem Waldstückchen, wo die beiden Ausflügler links abzweigten, um wieder zur Hauptstraße und kurze Zeit später zum Ausgangspunkt zurück zu gelangen.
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Herr und Frau Wanderlich teilen eine gemeinsame Leidenschaft - die (Fern-) Wanderei. Folge ihnen auf ihren Streifzügen durchs In- und Ausland... ARCHIV
September 2024
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