Herr und Frau Wanderlich haben den heurigen Jahreswechsel auf Kap Verde verbracht. Die Inselgruppe im Atlantik gehört eigentlich zu Afrika, man fühlt sich aber dank der vielen kunterbunten Eilande und dem beschaulichen Flair wie irgendwo mitten in der Karibik. Die beiden besuchten unter anderem die drittgrößte Insel Boa Vista, deren Name – „schöne Aussicht“ – noch weit untertrieben scheint. Sie ist bekannt für ihre einzigartigen Sanddünen und endlosen Strände, aber Wanderlichs waren überwältigt, als sie diese Kulisse dann leibhaftig erleben durften. Es war gar nicht leicht, ihren Bungalow am Traumstrand Praia de Chaves zu verlassen, aber Herr und Frau Wanderlich wollten ja auch noch etwas anderes sehen und machten sich demnach auf zu einer ausgiebigen, sechsstündigen Rundwanderung in die Wüste. Ein guter Start- und Orientierungspunkt ist der weithin sichtbare Chamine de Chave. Der Schornstein von Chaves, mittlerweile sogar eine Art Wahrzeichen der Insel, ist das einzige Überbleibsel einer blühenden Keramikfabrik Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. Der Rest des Ziegelwerks fiel zunehmend der Zeit und den wandernden Dünen zum Opfer. Wanderlichs stapften von hier zunächst querfeldein durch die Steppe, wobei sie immer wieder auf herumstreunende wilde Esel trafen, die sich in der kargen Landschaft ihr Futter suchten. Da in ihrem vorab besorgten Wanderführer nur der Rückweg der geplanten Tour verzeichnet war, mussten sie improvisieren und sich über diverse Offroad-Strecken durchschlagen. Ihr Weg führte sie auf der einzig großen asphaltierten „Autopista“ um den hiesigen Flughafen Aristides Pereira International Airport herum nach Rabil, der früheren Hauptstadt der Insel (heute Sal Rei). Hier wirkt alles recht beschaulich, obwohl überall fleißig gebaut und verschönert wird. Leider trafen Herr und Frau Wanderlich erst später auf den markierten Wanderweg, weshalb sie sich erneut eine selbstgewählte Strecke durch das Valley zu Füßen der kleinen Ortschaft bahnen mussten. Das Tal sah gar nicht groß aus, aber die Vegetation war dicht und unerbittlich und so dauerte es doch ein Weilchen, bevor die zwei am anderen Ende wieder herauskamen. Hier stießen sie glücklicherweise auf eine gepflasterte Straße, die ihnen die richtige Richtung zu der berühmten Dünenlandschaft „Deserto de Viana“ wies. Vorher durchquert man aber noch das kleine Dorf Estancia de Baixo, das hauptsächlich aus verstreuten Rohbauten in wüstengleicher Gegend besteht. Wacker stapften die Wanderlichs durch die windige Einöde und erreichten endlich die Ausläufer der spektakulären Dünen. Die Viana-Wüste ist nur knapp einen Kilometer breit und fünf Kilometer lang, aber die Mischung aus hellen Sanddünen, durchsetzt mit spärlicher Vegetation, und einigen dunklen Vulkanfelsen ist wirklich sehenswert. Der feine Sand wird auch tatsächlich von den Meereswinden aus Afrika angeweht und sammelt sich hier aufgrund der besonderen Beschaffenheit beziehungsweise Lage zum Festland. Herr und Frau Wanderlich waren mutterseelenallein und fühlten sich wie auf einem riesigen Abenteuerspielplatz. Nachdem sie auf dutzende Sandhügel geklettert, wieder heruntergerutscht und durch die unberührte Natur gewandert waren, in der sie nur der ein oder anderen scheuen Ziege begegneten, mussten sie langsam wieder an den Rückweg denken. In diesen Breitengraden wird es nämlich relativ früh dunkel und da ist es besser wieder auf vertrauten Pfaden unterwegs zu sein. Zur einzigen Einkehr weit und breit lädt der „Club de Viana“, aber Wanderlichs wollten lieber los, um noch Lebensmittel einzukaufen – denn auch das kann sich auf den Kapverden mitunter etwas schwierig gestalten. Da ohnehin keine Fahrgelegenheit in Sicht war, ging es zu Fuß weiter, wobei sich endlich die langersehnte Markierung des Wanderweges auftat. Hier sei angemerkt, dass die Strecke bis zurück an die Küste mit unzähligen roten Punkten und Pfeilen versehen ist, man aber oft genauer schauen muss, da es sich oft nur um einzelne Steine am Wegesrand handelt und diese Markierungen von der anderen Richtung leider gar nicht ersichtlich sind. Jetzt wussten Herr und Frau Wanderlich aber Bescheid und konnten den Rückweg auch in viel kürzerer Zeit absolvieren. Nach Stancia de Baixo kommt man noch an einer ehemaligen Wasserstelle vorbei und durchquert sogar das ein oder andere grüne Wäldchen, was hier auf Boa Vista eher ungewöhnlich erscheint. Sie sparten diesmal das Valley aus und kamen direkt an der Kirche São Roque an, die aus dem Jahr 1802 stammt und somit eines der ältesten katholischen Gotteshäuser der Insel ist. So konnte in Rabil tatsächlich noch einer der wenigen chinesischen Mini-Supermärkte aufgesucht und sogar ein leicht in die Jahre gekommener Fitnesspark getestet werden. Von hier führt der Weg wieder um den Flughafen herum und auf der einsam anmutenden Asphaltstraße weiter – aber Vorsicht: ab und zu kommt aus dem Nichts doch ein Auto herangebrettert! Aber dann quert man diese auch schon und ist wieder auf sicherem Terrain, das man sich lediglich mit ein paar Wildeseln teilt. Wanderlichs konnten jetzt den markierten Weg nehmen, der auf sandiger Piste an einigen großen Gewächshäusern und schattenspendenden Akazienbäumen vorbeiführt und wieder an der Ruine der einstigen Ziegelfabrik mit ihrem markanten Schlot endet. Von hier ist es nur noch ein kurzes Stück an den Strand – wohlgemerkt einer der schönsten von ganz Afrika. Herr und Frau W. ließen ihre Tour gemütlich in der einzigen Strandbar weit und breit ausklingen, dem Beach-Restaurant „Pérola de Chaves“. Man hätte sich keinen besseren Abschluss dieser Wanderung wünschen können, als hier die Füße in den Sand zu stecken, ein kühles Getränk zu schlürfen und auf das unendliche türkisblaue Meer hinauszuschauen.
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Herr und Frau Wanderlich teilen eine gemeinsame Leidenschaft - die (Fern-) Wanderei. Folge ihnen auf ihren Streifzügen durchs In- und Ausland... ARCHIV
März 2025
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