Zwei Wochen der winterlichen Kälte in Österreich entfliehen und sich ausgiebig die Sonne auf den Bauch scheinen lassen. Genau das haben Herr und Frau Wanderlich zum Jahreswechsel auf den Kapverdischen Inseln gemacht, die sich etwa auf der Höhe von Senegal vor der Küste Westafrikas befinden. Es hätte noch viel mehr zu entdecken gegeben, aber die beiden mussten ihre Reiselust dem verfügbaren Zeitrahmen anpassen und so wurden lediglich drei der neun bewohnten (von insgesamt fünfzehn) Eilande für einen Besuch ausgewählt. São Nicolau zählt zu den schönsten und vielseitigsten, dabei aber noch komplett unberührten Inseln auf Kap Verde. Wanderlichs fühlten sich sofort angezogen und ihre Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Es gibt nicht viele Flugverbindungen, aber eine Propellermaschine brachte die zwei wohlbehalten von Sal dorthin und einige Tage später auch wieder zurück. Nicolau ist eine Vulkaninsel und so findet man neben schwarzen Sandstränden bizarre Felslandschaften sowie tropisch-grüne Täler neben kargen Wüstenregionen. Vom Tourismus noch weitgehend verschont, hat sie sich ihre Authentizität bewahrt und ermöglicht Wanderbegeisterten einsame und unvergessliche Touren. Herr und Frau Wanderlich beschlossen mit Carberinho eine der schönsten Sehenswürdigkeiten der Insel zu bewandern – von der Natur gebildete Sandsteinformationen in den unterschiedlichsten Farbnuancen. Durch den konstanten Erosionsprozess mit starken Winden, der salzhaltigen Luft und den Wellen des Atlantiks entstand hier ein einmaliges Landschaftsbild. Auf São Nicolau gibt es nicht viele Autos, keinen öffentlichen Verkehr, aber dafür sehr preisgünstige „Sammeltaxis“ (Aluguer). Die fahren aber leider nicht immer dann und dorthin, wie man selbst gerade möchte. Herr und Frau Wanderlich mieteten sich also kurzerhand in Tarrafal ganz exklusiv ein ganzes Taxi für 2.000 CVE, umgerechnet etwa 18 Euro. Der versierte Fahrer brauste los Richtung Praia Branca, wobei die zwei auf der gepflasterten Straße gleich ein wenig wachgerüttelt wurden. Wanderlichs konnten etliche Ziegen und Kühe in der kargen Landschaft erspähen, die sich genüsslich an dem wenigen Grün gütlich taten. Ohne Ausschilderung muss man dann linkerhand auf eine Offroad-Strecke abfahren, die dem Kleinbus des Fahrers einiges abverlangte. Herr und Frau Wanderlich waren froh nicht selbst am Steuer zu sitzen. Aber sie schafften es den Hügel hinauf, wo sie dann kurz darauf sich selbst überlassen wurden. Herr und Frau Wanderlich wagten sich an den Rand der Klippe vor und konnten eine in den Fels gehauene Treppe samt Geländer erkennen, mittels derer man ganz leicht ans Meer hinabsteigen kann. Obwohl es sich laut Reiseführer um einen der schönsten Plätze des Archipels handelt, war auch hier alles komplett unberührt und menschenleer. Die beiden verbrachten gut eine Stunde inmitten der bizarr ausgewaschenen Gesteinsformationen, die im Tosen der Brandung tatsächlich einen spektakulären Anblick und viele schöne Fotomotive boten. Bei Niedrigwasser kann man kleine Buchten erkunden und eine große Gumpe lädt als Naturschwimmbecken zum erfrischenden Bad ein. Aber Wanderlichs machten sich nunmehr auf den Weg Richtung Süden, um wieder nach Tarrafal zurück zu gelangen. Sie stiegen die Stufen hinauf und folgten der nicht markierten Küstenlinie mit dem Atlantik zur Rechten. Der Fußpfad führt über mehrere Trockenbachbette und vorbei an grotesken Sandsteinformationen und fossilierten Wurzelresten. Der 199 Meter hohe Vulkan Monte Furado bietet ebenfalls eine spektakuläre Kulisse in der kargen Savannenlandschaft und bei guter Fernsicht zeigen sich sogar die Ilhas Desertas, die unbewohnten Inseln Santa Lucia, Branca und Raso. Herr und Frau Wanderlich konnten sich kaum sattsehen an der abwechslungsreichen Landschaft und obwohl es heiß, staubig und der Marsch durchaus nicht unanstrengend war, wurden sie immer wieder mit wunderschönen Abschnitten belohnt. Etwa die einsamen schwarzsandigen Strände Praia Brouco oder Praia Grande, an denen sich unzählige Muschel- und Schneckenschalen sowie Schildkrötenknochen türmten. Der Rückweg führte die beiden Wanderer immer an der Küste entlang – mal an der gepflasterten Verbindungsstraße, mal in der Savanne oder unmittelbar am Strand, sogar an einem kleinen strahlend weißen Leuchtturm vorbei. Unterwegs gibt es weder Einkaufs- noch Einkehrmöglichkeiten, man sollte also dementsprechend ausgerüstet sein. Vor allem Wasser ist wichtig, da es sehr heiß werden kann, immer ein wenig Wind weht und nur wenige Bäume – meist Akazien – ab und zu ein wenig Schatten spenden. Auch Mitfahrgelegenheiten sucht man hier oft vergeblich, weshalb die Wanderlichs mit sechs Stunden etwas länger als gedacht zu Fuß unterwegs waren. Natürlich gibt es immer wieder schöne Badeplätze zum Abkühlen, aber auch hier viel Sonne und mitunter recht hohe Wellen. Zu guter Letzt erreichten sie aber doch noch den kleinen Fischerort, wo sie für ein paar Tage Unterkunft bezogen hatten. Der ehemalige Ankerplatz für Walfang-Schiffe im 19. Jahrhundert brachte diverse Fischverarbeitungsanlagen und ein stetiges Wachstum mit sich. So wurde Tarrafal zur bevölkerungsreichsten Siedlung und zum wichtigsten Hafen von São Nicolau. Herr und Frau Wanderlich spazierten durch die beschaulichen Gassen, wobei sie von den BewohnerInnen freundlich gegrüßt wurden. Der Tourismus wird in den kommenden Jahren noch eine wichtige Einkommensquelle werden, aber auf Nicolau ist davon noch nicht viel zu spüren. Ein Paradies für Individualreisende und Ruhesuchende. Obwohl die zwei nach ihrem ausgiebigen Fußmarsch etwas ermattet waren, konnten sie nicht umhin noch ein paar letzte Bilder inmitten der weihnachtlichen Dekoration zu schießen, die hier am Hausstrand aufgebaut war und bei knapp 30 Grad doch etwas fehl am Platz wirkte.
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Herr und Frau Wanderlich teilen eine gemeinsame Leidenschaft - die (Fern-) Wanderei. Folge ihnen auf ihren Streifzügen durchs In- und Ausland... ARCHIV
März 2025
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